Wie Andolosia ongefärd sich bucket, sein pyreet auff zuheben vnd sein wünschhütlin findt.

[126] Agripina thet als ain krancke, die gern genesen wär vnd das ir der doctor gab, was ain halber apfel der öpfel, die dy hörner vertreiben. als sy den geessen het vnd nun schlieff, do ward die trafft des reubarbaro in irem leib würcken vnd sich zu dem stůl treiben vnd do sy nun widerumb an ir bett kam, Sprach der doctor: lassen vns besehen, ob die artzney icht zu gůtem gearbait hab vnd griffen oben an die höltzin säcklach. do waren die hörner vmb daz viertail geschwunden. Agripina was aber den hörnern so veynd, das sy die nit torst angreiffen. doch do man ir sagt, wie sy geschwunden wären, griff sy daran, vnd befand fast wol, das sy klainer vnnd kurtzer waren worden, des sy sich ser erfrewet vnd bat den doctor, das er vleyß brauchet. Er sagt: noch heynacht komme ich wider vnnd bring aber, was not ist, gieng aber in die appoteck[126] vnnd ließ ym mer ainen halben apffel über tziehen vnnd ym ainen andern geschmack machen, ward aber bej nacht zu der künigin gefürt vnd thet dem gleich, sam er nit wißt, wo er wär vnd thet, wie er die anderen nacht gethon hett, salbet ir die hörner vnd ließ die säcklin klainer machen, das sy den hörnern wol anlägen, gab ir das confect vnnd do sy geschlieff vnd aber ir stůl geng gehabt het, besahen sy zu den hörnern, do warn sy aber fast geswunden vnd halb hinweg gangen. het sy sich vor vast gefreüwet, sy frewet sich yetz noch mer vnd bat den doctor, das er nit ablyeß vnd sich in der sach arbaittet, sy wölt ym seiner arbait wol lonen. sagt er, wie das er wöllt das best thůn vnnd wie er die zwů nächt geton het, also thet er auch die dritten. Als er nun bey ir sass, gedacht er ym: was mag sy mir zu lon wöllen geben? ob sy mir schon zway oder dreü tausent Cronen gibt, daz doch ainem yeden doctor in der artzney ain großser lon wäre, noch dannochtt so ist es gar vntzalbärlichen tzu schätzenn gegen dem, so sy von mir hatt, vnd Ee das ich die hörner gar vertreib, so will ich mit ir reden vnd ir sagen mein mainung. will sy es nit thon, sy sy dann mainet, ich werd ir die hörner gar vertreiben, will ich ir ain confect machen, das sy ir wider so lang werden wie vor vnd denn in Flandern faren vnnd ir enbietten, wölle sy der hörner abkommen, das sy tzu mir komm vnnd mitt ir bring, das ich ir anmůt. Als bald sy erwachet, will ich sprechen: gnädige fraw, ir sehend wol, wie sich ewer sach vast beßsert. Nun ist es erst am bösten vnd künstlichesten, die hörner auß der hyrenschalen zutreiben, da sondere grosse vnd köstliche stuck zu gebraucht werden müssen, die auch vil gelts kosten, vnd ob ir darab ainen vnwillen welten enpfahen, so müßt ich die sach lassen steen, als sy steet, vnd als ich ain doctor in der ertzney bin vnd ir villeicht vermaint, mich mit ainem klainen gelt außzurichten, des will ich ain wissen haben. Wissen, das ich auch byn doctor in der Nigromancia, das ist in der schwartzen kunst vnnd hon den bösen gaist besworen, daz er mir radt, was ich für meinen lon vodren söll. der sagt, ir habenn zway klainat, das ist ain sekel vnd ain hütlin, der aines soll ich begern. versicht er sich, ir geben[127] mir das hütlin vnd solt mir dartzu geben alle iar, das ich ainem herren geleich leben müg.

Vnd die weil er ym das gedacht, also fürtzůnemen, kam die hofmaisterin mitt ainem liecht vnd wolt besehen, was die künigin thätte. do schlieff sy noch. Der doctor het sein bareet abgetzogen, das empfiel ym vnnd als er sich bucket vnd das bareet auff heben wollt, so sicht er vornen vnnder der bettstat das wünschhütlin an der erden ligen, darauff nyemand kayn acht hett, wann niemant die tugent von dem hütlin wisset. Die künigin wisset auch nitt, das sy auß der wiltnuß durch krafft des hüttlins wider haim kommen was. Mügt wol gelauben, het sy die kraft des hütlins gewißt, sy het es an ainen andern nagel gehenckt. Allso sandt der doctor die hoffmaisterin nach ainer büchßen, da artzney innen was. die weil sy die büchßen hollet, hůb er bald das hütlin auff, mit grosser eyl vnd grossen freüden behült er das vnder seinen rock vnd gedacht: künd mir der sekel och werden! in dem erwachet die künigin vnd legt sich schon an. der doctor tzoch ir die säcklin ab den hörnern, da waren sy vast klain, des sich die künigin ser freüet, die hoffmaisterin sprach: es ist noch vmb ain nacht zů thůn, so sind ir gar genesen, so kommen wir och des angeschaffnen doctors ab mit der wüsten nasen. er möcht ainer all mann erlaiden. Als nun ym der doctor fürgenommen het mit Agripina zůreden, wie er zwifach doctor wär, das lyeß er fallen, do er daz hütlin het vnd sprach: gnädige fraw, ir sehen wol, wie sich eüer sach so fast gebeßseret hatt. Nun ligt es allermaist erst an dem, die hörner auß der hirenschalen zutreyben. do gehören köstliche sachen zu vnd wo ich sy nitt hye finde, so můß ich selbs darnach rayßen oder aber ainen doctor darnach senden, der sich der sach verstand, wie ich yn dann beschaiden wurd, darüber vil gelts geet. Auch so wolt ich gern wissen, was ir mir tzu lon geben wöllt, wenn ir der hörner gar abkommen vnnd ewer kopff so glatt wirt als er ye gewesen ist. Die kunigin sprach: ich befind wol, das eüer kunst gerecht vnd gůt ist. ich bitt eüch, helffen mir vnd sparen kain gelt. Der doctor[128] sprach: ir sagen wol, ich söl kain gelt sparen. ich můß wol sparen, so ich kaines hab.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 126-129.
Lizenz:
Kategorien: