Wie Fortunato ain sun geboren vnd Ampedo genannt ward, darnach aber ain sun, Andolosia gehaissen.

[75] Als nun Fortunatus vnd sein gemahel Caßsandra bey vnd mit ainander in grossen freüden lebten vnd alles dess genůg hetten, das man leben soll vnd kainen mangel, Batten sy got gar treülich, das er yn erben wölt verleyhen, wann er wol wißt, das die tugent des seckels sein krafft verlieren wurd, wo er nit eelich leiberben überkäme. doch sagt er es Cassandra nit, sonder gab ir zuuersteen, wie er so gern erben von ir überkommen wolte. als nu got alle ernstliche gebeet erhört, erhort er sy auch vnd ward die fraw schwanger vnd gebar ainen sun, des Fortunatus vnd maniglich mit ym erfreüet ward, geteüfft vnd gehaissen Ampedo, darnach bald ward Cassandra aber swanger vnd brachte mer ainen sun, ward auch mit freüden geteüfft vnd gehaissen Andolosia, also das Fortunatus zwen wolgeschaffen, hübsch knaben het, die er vnd sin liebe Cassandra mit[75] grossem vleiß vnd liebe ertzogen, yedoch Andolosia alltzeyt etwas frecher was dann Ampedo, als sich hernach wol erzaiget. vnd wiewol Fortunatus gern mer erben bey Cassandra gehebt het, so gebar sy doch nit mer, das ir gar seer layd was, wann sy het geren auch ain tochter oder zwů gehebt.

Do nun Fortunatus zwelff iar bey Cassandra was gewesen vnnd versach sich, das er kainen erben mer überkommen künd, fieng in an zůuerdriessen, also zu Famagusta zusein, wiewol er alle kurtzweil het mit spatziernreiten, mit hübschen rossen, mit federspil, jagen, hetzen, baissen. So nam er jm für, er wäre durchtzogen alle künigreich, so in der christenhait wären vnd ward yn belangen, das er auch vor seinem tod der haiden land vnd die haidenschafft, Priester Johanns land, Indiam, die groß, die mittel vnd die klaynnest alle durchtzuge vnd fieng an vnd sprach zu Cassandra, seynem gemahel: Ich hab ain gebeet an dich zulegen vnnd hab im willen, etwan hyn zu raißen. will ich dich bitten, du wöllest deinen willen dartzu geben. Sy sprach, wo hyn ym doch seyn gemütt stünde. er hůb an vnnd sagt ir, sein fürnemen wär, wie er die rayß in dreü jaren nit volbringen möcht. Cassandra erschrack, doch so maint sy, ym wär der red nit ernst vnd sprach: wo wöllen ir hyn, da ir mer fröd, wollust, schöner behausung möchten haben dann hye bey weib vnd kind. ir möchten wol kommen, da üch nit so wol wär. Fortunatus sprach: ich zeüch nitt auß vmb wollust, wolleben, noch vmb gůt zugewinnen. ich hab das halb tayl der welt gesehen, so will ich das ander tayl auch besehen, Vnnd soltte ich mein leben darumb verlieren. Vnnd kan das nit auß meinem gemüt bringen. darumb so gib deinen willen darein, wann das mag niemant wenden, dann got vnd der tod. do Cassandra hortt, das ym des fürnemens ernnst was, erst erschrack sy ser vnd fieng an, jn zubitten, das er von seinem fürnemen lyeß, es wurd yn gerewen vnd das er vor vmb gezogen wär, das wär alles jn der christen land, wär er iung vnd starck gewesen vnd het mügen vil erleiden, das nun nit mer wär, wann alter vermag nit, das der iugent gar leücht ist. Auch haben ir gewonet[76] ain rüwig leben zuhaben. was wöllent ir eüch erst zeihen, daz ir vnder die falschen haiden tziehen wellent? Nun hören ir doch alle tag, das die haiden kaim christen weder trew noch hold mügen sein, sonder sy seind darauff von natur genaigt, wo sy die cristen möchten bringen vmb leib vnnd gůt, das sy das thůnd vnd fiel ym vmb den halß gar früntlich vnd sprach: O aller liebster Fortunate, O aller liebster vnd getreüwester gemahel, O du meynes hertzen wolgefallen, O in den mein sel vnd mein leyb alle ir trew gesetzt hat, Ich bit eüch durch der eere gotes vnd durch der iunkfraw Maria willen vnd eerent mich armes weib vnd ewere liebe kind vnd schlahen die fürgenommen raiß auß eüwerem gemüt vnd hertzen vnd beleibent hye bey vns vnd hon ich eüch in ainicherlay dingen erzürnet oder gethon, darinn ir ain misfallen haben, das solt ir zuuersteen geben, soll hynfüro vermitten bleiben vnd nit mer geschehen. vnd wainet gar ynnigklich vnnd was seer betrübt. Fortunatus sprach: O allerliebster gemahel, gehab dich nit so übel. es ist vmb ain klaine zeit zuthůn, so komm ich mit fröden wider vnd verhaiß dir ytzund, das ich denn nymmer mer von dir schayden will so lang vnnd vns got das leben verleicht. Cassandra sprach aber: wenn ich eüwers herwider kommens gewiß wär, So wolt ich ewer zukunfft mit freüden warten vnd wo ir hyn wolten ziehen on an die vntrew ardt vnnder die vngelaubigen leüt, die da der christen blůt allzeit begeren, so wär es mir doch nit so schwär. Fortunatus sprach: dise raiß mag nyemand wenden dann gott vnnd der tod vnd wenn ich von hynnen schayd, so wil ich dir souil barschaft lon, Ob ich nit herwider käm, das du vnd die kind eüer leben lang wol mügen in freüden leben. Do Cassandra sach vnnd marckt, das da kain bitten helffen mocht, do fieng sy an vnd sprach: O aller liebster gemahel, so es nit anders mag gesein, dann das ir ye so verr von vnns wölt, mag es dann geseyn, so komment doch dester ee herwider vnd die trew vnd liebin, so ir vns biß her bewisen haben, lond auß eüerem hertzen nit kommen. So wellen wir got tag vnd nacht für eüch bitten, das er üch verleyche gesunthait, frid vnd gůtt wetter vnnd wolwöllen von allen denen, durch[77] der hand vnd gewalt ir kommen werden. Fortunatus sprach: Nun wölle got, das diss gebeet an mir volbracht werd, So getraw ich got, ich komm herwider, ee dann ich mir für genommen hab. Ich hoff, ich vollende mit der hilff gots mein raiß gar bald vnd gelücklich.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 75-78.
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