Wie Fortunatus ainem waldgraffen ettliche hübsche pferd auss den händen kaufft, darumb er gefangen ward vnd in groß not vnd angst kam.

[38] Der knecht kam zum grafen vnd sagt jm, was er vernomen het. do der graf hort, das er nit ain geborner edelman was, sprach er zu seinen dienern auß grossem[38] zorn: geend hyn vnd vahent den man, wann er hat das gelt gestolen, geraubt oder aber ainen ermort. Vnd also fiengen sy yn vnd fůrten yn in ain böse gefängknuß, fragten in, von wannen er wär. er sprach, er wär von Cipren vß ainer stat, genant Famagusta. sy fragten, wer sein vater wär. er sprach: ain armer edelman. hort der graf gern, das er so von verren lannden was, fraget yn mer, von wannen ym das bar gelt käm, das er so reich wär. Er sagt, es wäre sein. er verhoffte, das er nit schuldig wäre tzu sagen, von wannen ym sein gelt käme, wäre aber yemand, der yn züge, dem er gewalt oder vnrecht gethan het, dem wolt er ains rechtens vor sinen gnaden sein. Der graf sprach: dich hilfft dein claffen nit. du wirst sagen, von wannen dir das gelt kom. vnd ließ in füren an die stat, da man schödlich leüt martert vnd ließ yn aufftziehen. Do Fortunatus sach, wie man mitt ym vmb wolt geen, erschrack er gar ser, doch so satzt er in sein gemüt, er wölt ee sterben, dann das er wolt sagen die tugendt von dem seckel vnnd als er allso hieng mit schwärem gewicht beladen, sagt er, das man jn abließ, so wölt er sagen, was man jn fragte, vnd als er herab kam, sagt der graff: nun sag kurtz, von wannen kommen dir souil gůter Cronen? Er fieng an vnd sagt, wie er in dem wald verirret wär biß an den dritten tag vngeessen vnnd do mir got die gnad thet, das ich dem wald an ain end kam, fand ich ainen seckel, darinnen waren sechßhundert vnd zehen Cronen. der graff sprach: Wo ist der seckel, darinnen die cronen waren? Do ich das gelt gezalt, thet ich es in meinen seckel vnd warff den leren seckel in dass wasser, so vor dem wald flüsset. Der graff sprach: O du schalck! woltestu mir das mein entpfrembden? du solt wissen, das mir dein leib vnd gůt verfallen ist, wann was in dem wald ist, das gehört mir zu vnd ist mein aigen gůt. Fortunatus sprach: gnädiger herr, ich hab vmb solliche ewer gerechtigkait gantz nicht gewißt, dann das ich got[39] lobet vnd het es für ain gotzgab. Der graff sprach: mir ligt nicht daran, das du es nit gewißset hast. hast du nit gehört: wer nit waißt, der soll fragen, vnnd kurtz, richt dich darnach, heüt nym ich dir als dein gůt vnd morgen das leben. Fortunatus gedacht in ym selbs: O ich armer, do ich die wal het vnder den sechs gaben, warumb erwelt ich nit weißhait für reichtumb, so wär ich yetzund in der grossen angst vnd not nit vnd fieng an vnd verhyeß groß anhaissen vnd sprach: O gnädiger herr, taillend mitt mir armen barmhertzigkaitt! wartzu wär eüch nütz mein leben? nemend das gefunden ewer gůt vnd lassend mir das leben, so wil ich got treulich für üch bitten alle die tag meines lebens. Das was dem graffen schwär, das er yn soldt lassen leben, wann er forcht, wo er hyn käme vnd sollichs von jm klagte, das wurd ym schantlich vnder den frommew fürsten vnd herren. doch ward er bewegt in barmhertzigkait, das er jm das leben lassen wolt. vnd des morgens frü vor tag ließ er yn für die stat füren, vnnd da schweren, sein lebtag nit mer in des graffen land tzu kommen, das er auch thet Vnd haymlich fro was, das er allso daruon kam, wann hette der graf die rechte mer gewißt, er wär allso daruon nit kommen, die diener sagten zu dem graffen, das er jm ain cronen zů zerung gäb. das wolt er aber nit tůn vnd sprach: ee das er das gelt fand, do kund er beetlen, dass thüe er yetzund aber, vnd nam also die roß vnd gelt dem Fortunato vnredlichenn ab, als man ir noch vil findet, die den leüten das ir nemen wider alle recht. dißer waldgraff was genant Graff Arttelhyn, der waldgraff von Nundragon.

Do nun Fortunatus allso ledig was, torst er nit über seinen seckel gan, das er gelt näme vnd zarte, vnt gieng zwů tagrayß beeilen, daz er forcht, fund man, daz er gelt het, man möcht yn aber vahen. doch so kam er gen Nantis, dass ist die haubtstat in Britania, die ligt an dem möre vnnd ist ain portt des möres. da lag grosses volck von fürsten vnd herren, die alle warteten auff die künigin. da thet man nicht annders dann stechen, tantzen vnd alle freüd vnnd wollust treyben, das sahe er geren vnd gedacht: nun hab vnd vermag ich wol souil an parem[40] gelt als ir alle, die hie sind, vnd tarf es nit prauchen nach meim willen. ich kenn wol, sy haben land vnd leüt, was sy gebieten, das müssen ir vnderthon volbringen. Hůb ich ettwas an, möcht nit yderman gefallen, so hett ich niemmand, der mir beystand thette. Darumb sprach er zů jm selb: mir zimmet nit, hye den iunckherren zu machen, noch grosse kostlichait zutreiben, jm lag an, wie ym der waldgraff gethon vnd yn vmb vnschuld gepeiniget het. Doch so kaufft er zway hübsche roß vnd dingett ainen knecht vnnd beklaidet sich vnd seinen knecht gar schon vnd ließ auch die pferd gar schon zurichten, raitt in die besten herberg, so dann zu Nantis was vnd wolt allso die fest vnd hochzeit sehen vnnd der fest ain ennd warten, wann er kund wol mercken, das es ain kostlich wesen werden wolt vnd das groß volck tzurait von fürsten vnd von herren. Das ich welt schreiben, was kostlichait da verbracht ward, ist nitt nodt, man ficht wol, so nun schlecht burger hochtzeit haben, so wissen sy nit, wie sy gnůg kostlichait treiben sollen vnnd wirt maniger on, das ym hernach laid wirt. Aber der hertzog hett ain kostliche hochtzeyt, die weret sechs wochen vnd drey tag vnnd fienge die hochtzeit an, als die künigin kam. Mügen ir wol gelauben, das sy eerlich entpfangen ward. sy kam gefaren über mör mit vil grossen scheffen, Nauen vnd galeen Vnd man sant vil schiff ir entgegen, die sy auff dem mör gar eerlich entpfiengen. Aber noch eerlicher vnnd kostlicher warde sy entpfangen. do sy an das land kam von irem herren vnd gemahel vnd von andern fürsten vnd herren.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 38-41.
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