Wie Fortunatus in ainem wald verirret vnnd benachtet, in groß ellend vnd sorg seines lebens kam.

[33] Nvn habend ir vor gehöret, wie Fortunatus von Lunden kam vnd in was not vnd angst er gewesen was. Nun hörent, wie es jm weiter gieng. Als er kain gelt mer hett, do eylet er seer, das er von den Englischen käme vnnd kam in Pichardia. da hett er geren gedient, do kund er kainen herren an kommen. Giennge aber fürbas vnnd kam in dass lannde Britania, daßs ist ayn starkes land vnnd hatt vil hocher gebürge vnnd groß wäld. Vnnd alss Fortunatus durch dass lannde woltt, kame er in aynen großsenn, wilden wald, als es der Bechmer oder der Turinger walde wäre. Vnnd als er verrer in den wald kam, do ward er irr gon vnd gieng den gantzen tag vnd kund nit darauß kommen vnd als es nacht ward do kam er zu ainer aldten glaßhüten, in der man vor vil iaren glaß gemacht het. do ward er fro vnd maint, er solt leüt darinnen gefunden haben. aber da was nyemandt innen. doch so belib er die nacht in der armen hütten vnd mit grossem hunger vnnd sorgen, so er het, vonn den wilden thieren, so in dem wald ire wonung haben vnd hett groß verlangen nach dem tag in hoffnung, ym hulff got auß dem wald, das er nit also hungers sturb. vnd als es begund zu tagen, hůb er sich auf vnd gieng aber eylentz. vnd als er solt zwerchß durch dass holtz gon, gieng er nach der lengin vnnd ye mer er gieng, ye minder er auß dem wald kund kumen vnd vergieng also der ander tag mit grossem, hertem laid vnd als es aber begund nacht tzu werden, ward er gar müd vnd[33] kraftloß, wann er in zwaien tagen nicht geessen het, vna von vngeschickt kam er zu ainem brunnen da tranck er mitt grossem lust, das ym ain krafft gab. vnnd als er bey dem brunnen saß, vieng der mon an gar hell zu scheinen, do hort er ain wildes praßlen in dem wald vnd hortt die beren bromssen. gedacht er, wie ym da nit lang zu sitzen, auch nit nütz war zu fliehen, wann die wilden thyer yn bald über eylten vnd gedacht jm, besser wär, auf ainen baum zu steigen vnnd zu nächst bey dem brunnen klam er auff ainen hohen baum, der auch vil öft hett, vna sach also zu, wie die wilden thyer manigerlay geschlecht kamen zu trincken, schlůgen vnd bissen, hetten ain wildes gefert mit ainander. doch vnder den allen was ain halbgewachßner ber, der smakt Fortunatum auff dem baum vnnd fieng an auff den baum zu steigen. Fortunatus forcht ym seer vnd staig ye lenger ye höher auff den baum vnnd der ber ym hert nach. Do aber Fortunatus verrer hynauff nit mocht kommen, legt er sich auff ainen ast vnd zoch auß seinen tegen vnnd stach den beren in den kopff vnd gab ym gar manige wunden. der ber ward zornig vnd lyeß die vordren tapben von dem baum vnd schlůg, nach Fortunato. do er aber oben kain hab het, viel er hynder sich durch den baum nider vnd macht so ain groß brastlen, viel so hert vff den boden, daz es weit in dem wald erschall. so aber die andren wilden tyer den swären val gehört hetten, hůben sy alle an zu fliehen, so sy best mochten. Als sy nun alle hynweg waren biß an den gefallen ber, der lag vnder dem baum vnd was so hart gefallen, das er nit ab stat kommen mocht vnd was doch, nit gar todt, Fortunatus sass auff dem baum vnnd torst nit herab, doch fieng yn an so hart zu schläffern, das er forcht, er entschlief vnd viele sich ab dem baum lam oder gar tzu tod vnd mit erschrockem hertzen stig er herab vnnd nam seinen tegen vnd stach yn in den beren, legt seinen mund auf die wunden vnd sauget das warm blůt in sich, das ym ain wenig ain krafft gab vnd gedacht ym: het ich yetzund ain feür, ich wölt mich des hungers wol erweren. Doch so ward ym schlaffens so not vnd legt sich neben den todten beren vnd entschlieff vnd thet ainen gůten[34] schlaff vnd, so er also erwacht vnnd seine augen auffthet, Do sach er, das es begund tagen vnd sach vor ym ston ain gar schönes weibs bild.

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[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 33-35.
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