Wie Fortunatus starb, an seinem todbet seine zwen sün berieffet, yn saget die krafft vnd tugent des seckels vnd des hütlins.

[94] Vnd als er nun nahnet gen dem tod vnnd an seinem bett lag, sandt er nach seynen zwen sünen, dem Ampedo vnd Andolosia, fieng an vnnd sprach: sehent, ir lieben sün, eüwer můtter, die euch so mitt gar grossem vleyß erzogenn hatt, Nun mitt tod abgangen ist, so ist nun die zeit kommen, das ich auch auß diser zeit schaiden můßs on sonder lenger verziehen vnd also will ich eüch sagen, wie ir eüch halten söllen nach meinem tod, da mit ir bey eeren vnnd gůtt beleyben, als ich biß an mein end beliben byn. vnd sagt yn, wie er zway klainat het, den seckel vnd was tugent er het nit lenger, dann so lang sy lebten, vnnd auch was tugent das hütlin het, wie groß gůtt ym der soldan darumb wolt geben haben vnd beualch jn, sy solten die klaynat nit von ainander taillen vnd solten auch niemand sagen von dem seckel vnd jn so lieb lassen werden noch nieman so hold gewünnen, ob sy och weiber überkämen, die sy vast liebhaben wurden, noch so sölten sy yn nichtz von dem seckel sagen, wann so bald das ain mensch innen wurd, so wurden es darnach mer jnnen, wenn es dann also gar auß käme, so satzte man eüch nacht vnnd tag zu, so lang vnd so vil, byß man eüch darumb brächte. Vnnd wißsen, das ich den seckel sechtzig iar gehebt hab vnd hon es kainem menschen nye gesagt vnd ir seynd yetzund die ersten, die es auß meinem mund hören. Hierumb so seind fürsichtig, wann wa ir darumb kämen, so wurd er eüch nit wider. Also thet es gar wee von grossem reychtumb in armůt zukommen. noch ains wil ich üch beuelhen, lieben sün, das ir in den eere ainer iunkfrawen, von der ich begabt byn worden, mit disem glückhaftigen seckel ir nun hynfür alle iar auf den ersten tag im brachmonat feyren wöllen vnd auf den selben tag kain eelich werk volbringen, in der ee, noch auß der ee, vnd ain arme tochter, der vatter vnd můter nit zuhelffen[95] haben zu eelichem stadt zubringen, das ir die wöllen versehen mit vierhundert stuck golds, was dann landes werung ist, wo ainer mitt dem seckel ist vnnd daz hab ich geton so lang vnd ich den seckel gehebt, hab ich dem gelübt entlich gelebt, vnd nit vil redt er meer nach diser rede, was versehenn mitt allen sacramenten vnd gab allso auff seinen gaist. Do liessen jn seine sün gar eerlich bestatten in die schönen kirchen, die Fortunatus selb hett lassen bawen. ward da vil gotzdienst volbracht mitt meßhaben vnd mit almůsen geben vnd wär der künig selb gestorben, so het man jm nit mer mügen nach thůn.


Nun hörend, wie es Ampedo vnd Andolosia, den zwen sünen Fortunati, fürbaß ganngen ist mit den zwayen klainaten. Als nun ir herr vnd vatter gestorben was, do trůgen sy laid vnd hyelten ym kostliche jartzeitt, als wol billich was. Die weil nun Andolosia also das iar still gelegen was vnnd nit getorst stechen noch andere hoffweiß treiben, was er ob seines vatern bücher gelegen, het die gelesen vnnd fand, wie er so vil christenlicher künigkreich durchzogen was, wieuil länder er durch der hayden land gefaren was, das ym auch so wol geuiel vnd jm ainen solichen lust bracht, das er jm ernstlichen fürnam, wie er auch wandlen müßt. Fieng an vnnd sprach zu seinem brůder Ampedo: lyeber brůder, was wöllen wir anfahen? laß vns wandten vnd nach eeren stellen, als dann vnser herr vatter geton hat. hast du nit gelesen, wie er so weitte land durch faren ist, so lyß es noch. Ampedo antwurt seinem brůder gar güttigklich vnd sprach: wer wandten wöl, der wandle. es gelust mich gar nichtz, ich möchte leycht kommen, da mir nit so wol wäre, als mir hye ist. ich will hye zu Famagusta beleyben vnnd mein leben in dem schönen ballast verschleissen. Andolosia sprach: so du dess synns vnnd gemütes bist, so laß vns die klaynat taillen. Ampedo antwurt vnd sprach: wiltu yetzo das gebot deines vatters übergan? waist du nit seinen entlichen willen ernstlich gewesen sein, daz wir die klainat nit von ainander söllen taillen? Andolosia sprach: ich keer mich nit an die red, er ist tod, so leb ich noch, vnnd ich will taillen. Ampedo[96] sprach: So nym das hütlin vnnd zeüch wahyn du wöllest! Andolosia sprach: Nym du es selb vnd bleib hye! vnd kunden der sach nit ainig werden, wann yeder wolt den seckel haben. Andolosia sprach: lieber brůder, ich waiß, wie wir der sach täten, wir sollen nach vnsers vaters radt nyeman zu vnser taillung nemen, so laß vns auß dem seckel zwů truhen mit guldin fillen. die beheb du hie vnd leb wol. So magstu sy dein lebtag nit verzern vnd behalt och das hütlin hie bey dir, damit du vil kurtzweil haben magst vnnd laß mir den seckel. So will ich wandten vnd nach eeren stellen, wil sechs iar auß sein, vnd wenn ich dann herwider komme, so will ich dir den seckel auch sechß iar lassen vnnd also wöllen wir yn in gemayn haben vnd nützen. Ampedo der was ain gütig mensch, lyeß es allso beschehen, wie es sein brůder gemacht hett.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 94-97.
Lizenz:
Kategorien: