Schuld und Schicksal ...

[204] Schuld und Schicksal schlagen ums Haupt des Menschen

Ihre lebensfeindlichen finstren Schwingen,

Selten küßt ihn irgend ein Strahl der Freude

Flüchtig beglückend.


Aber dennoch wittert und spürt die Seele

Ueber all der lastenden Nacht der Schmerzen

Eines reinen, nimmergetrübten Himmels

Göttliche Klarheit! –


Harren stets und hoffen und aufwärts blicken

Mit der Sehnsucht glühendem Seherauge

Muß der Mensch. Zu bitter und herb enttäuschet

Leben und Welt ihn.

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 204.
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