O lass' mich küssen dein Gewand ...

[12] O lass' mich küssen dein Gewand,

Du Einzige-Holde, Heilig-Reine,

Ich weiß: daß ich in dir nur fand

Der Liebe Glück, nach dem ich weine.

Entsühne mich vom irdischen Tand,

Ganz sei dein Fühlen auch das meine,

Lass' in der Liebe Wunderland

Uns träumen süß das Ewig-Eine.

Du giebst mir deine Zauberhand,

Tief unter uns stirbt das Gemeine –

Du führ'st mich an des Abgrunds Rand

Vorbei zum ewigen Sonnenscheine.

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 12.
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