An den General Grafen Philipp Schwerin[90] 1

1811.


Schwerter sollen helfen, meinst du Stolzer?

Schwerter? Was am Schwerte blinkt, zerhieb

Oft das Größte; was nicht Tugend schärfte,

Schändet im Eisen.


Leuen löse, Tigerrachen öffne!

Laß die Schlange zischen! Schlangengift,

Katzenbosheit reicht nicht an des Greuels

Blutige Spitze.


O des Greuels, wann die schwarze Schande

Ihren Schmutz ergießt, daß aller Klang

Hoher Worte, aller Klang des Busens

Zürnend verstummet!


Schau' umher, wo findest du die Männer,

Die so laut, als nach der Mutter Brust

Schreit das Kind, die Zeit ruft? Du erblassest,

Schweigen gibt Antwort.
[90]

Werde blasser noch! Wo sind die Träume,

Die auch dich betörten, dies Geschlecht

Könne frei sein, wolle frei sein, Gecken

Fühlen, was Mann ist.


Ha! Du fühlst ihn, trägst die hohen Bilder

In dem frischen Schritt, im frischen Ton,

In des Auges Zorn und in der Locken

Fliegendem Wehen.


Auf denn! Lüge wird nicht freien Brüsten,

Was die Zeit verschreit; das Deine bleibt.

Gottgeboren – stehe denn, ein Gleichnis

Edlerer Väter!


Steh olympisch hell im Sonnenschimmer,

Wann es unten nachtet! Sei dir gleich!

Denn olympisch wird der Tag erstehen,

Dessen wir hoffen.


Her die Hand! Und mutig laß uns ringen!

Gottes Krieger! Auch des Wortes Stahl

Sprühet Blitze, hauet Schwerteshiebe

Schartig auf Schande.


Gottes Krieger sind wir, Feuertaufe

Hieß der Styx, worin man uns getaucht,

Durch die schwerste Arbeit zu den Sternen

Sollen wir streben.


Flammen zeugen Flammen, Seelen Seelen,

Wort wälzt Wort, und Tat treibt Tat – so braust

Männertugend voller Strom der Zukunft

Leuchtend entgegen.

Fußnoten

1 Der edelste deutsche Schwede in Ostgotland.


Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 90-91.
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