Danklied

[246] 1843.


Frischauf, mein Herz, und werde Klang!

Und, Seele, werde Lied!

Und, Freude, töne Lobgesang,

Der mir im Busen glüht!

Denn er, der alle Himmel rollt

Und zählt das Sternenheer,

Denn Gott, der Vater fromm und hold,

Verläßt mich nimmermehr.


Ich lag, umhüllt mit Finsternis,

Die aus der Hölle kam,

Und durch die tiefste Seele riß

Mit Tigerklaun der Gram,[246]

Gebrochen war mir alle Kraft,

Erloschen aller Mut,

Da rief ich dem, der alles schafft:

Mach's, Vater, mach' es gut!


Und plötzlich ward die Nacht zu Licht,

Zur Wonne ward das Leid,

Und wieder schaut' ich aufgericht't

Des Lebens Herrlichkeit,

Den blauen, lichten Sternenraum,

Der Erde Blumenfeld –

Da war mein Jammer nur ein Traum,

Die Welt die beste Welt.


Drum dank' ich dem, der Wunder tut

Und Güte für und für,

Es rieselt jeder Tropfen Blut

Den Lobgesang in mir,

Es wird ein jeder Blick ein Strahl,

Der auf gen Himmel dringt,

Und tausend, tausend, tausend Mal

Das Heilig! Heilig! klingt.


Denn wie die Kindlein in dem Schoß

Die treue Mutter hegt,

Läßt seine Treue nimmer los,

Die alles selig trägt,

Und seine Liebe lockt so süß,

Was Liebe mag verstehn,

Daß wir zu ihm ins Paradies

Der Lust und Unschuld gehn.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 246-247.
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