Der grüne Wald

[212] 1835.


O der süße, grüne Wald,

Wo wir einst in Wonne klangen,

Wo wir spielten, wo wir sangen,

Wo wir tanzten Maientänze,

Wo wir pflückten Maienkränze,

O der süße, grüne Wald!

Wie er immer widerhallt,

Wie er schallt:

Wilibald! Wilibald!


Schalle nur, du grüner Wald,

Rufe immer deinem Frommen,

Ach! Er kann nicht wiederkommen!

Blühet, Blumen, flüstert, Blätter,

Klinget, Vöglein, das Geschmetter

Eures Lenzes durch den Wald –

Bleich ist eure Lichtgestalt,

Stumm und kalt –

Wilibald, Wilibald.


O du süßer, grüner Wald!

Wo wir nun in leisen Tränen

Uns nach unserm Liebling sehnen,[212]

Nimmermehr im frischen Maien

Mit der jungen Lust juchheien –

Rufe ewig, grüner Wald,

Mit der Liebe Allgewalt,

Daß es schallt:

Wilibald! Wilibald!

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 212-213.
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