Erinnerung aus unserm Frankfurter Reichstage von 1848

[273] Ärgre dich nicht an den Fratzen,

Eseln unter Löwenhäuten,

An den Katzen ohne Tatzen,

Die den Freiheitsjammer läuten,

Ja den vollsten Freiheitsjammer,

Vaterlandesjammer heulen –

O ein Thor, der mit dem Hammer

Schlüge drein! Ein Held mit Keulen!


Doch o weh! Thor hebt den Hammer

Nie auf die, so du gewiesen,

Keilt nicht auf so kleinen Jammer,

Seine Schläge gelten Riesen;

Spuk von Zaubrern, List von Zwergen

Und des Hexenkessels Künste

Können seinem Stahl sich bergen:

Blitz zermalmet keine Dünste.


Mehr, o weh! Der Geist der Lügen,

Loke, hat den Thor bezwungen,

Sieg ist seinen Wandelzügen

Übers Reich des Lichts gelungen –

Darum hütet eure Lichter,

Tapfre Deutsche, fromme Christen!

Denn die feinen Bösewichter

Haben hunderttausend Listen.


Drum frischauf, ihr Tapfern, Frommen!

Drum frischauf, ihr Hellen, Lichten!

Zagt nicht! Deutschlands Thor wird kommen

Und die Satansbrut vernichten:

Tausendfach gefeite Hauben

Von dem feinsten Höllensegen

Halten nicht vor unserm Glauben,

Halten nicht vor unsern Schlägen!

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 273.
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