Gottes Scherz

[264] 1847.


Geister lieben Scherze, glaube das,

Gott im Himmel, glaube, liebt Gespaß;

Darum gucken himmlische Gespenster

Dir tagtäglich durch dein Herzensfenster.


Was der Tage Herr damit gewollt,

Wie er Scherz und Ernst zusammenrollt,

Dieser schweren Millionenfragen

Lösung wird kein Weiser je dir sagen.
[264]

Trau' du nur bei Gottes buntem Scherz,

Traue, Menschenherz, auf Gottes Herz,

Laß mit allen Millionenirren

Alle Geisterflügel dich umschwirren.


Glaube, nicht ein Frühlingskuckucksruf

War's, daß dich der große Scherzer schuf;

Denke, daß er Himmelsnachtigallen

Hieß das Erdenwillkommslied dir schallen.


Spiele so, du kurzes Menschenherz,

Lustig durch des Lebens Gottesscherz,

Laß den großen Spieler, ihn laß sorgen,

Er macht Irrwischnacht zu hellem Morgen.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 264-265.
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