Hermann von Boyen in Walhall

[269] 1848.


Blast! Blaset hell von Walhalls Zinnen!

Tut weit die goldnen Pforten auf!

Weckt alle Ehren, alle Minnen!

Es steigt ein hoher Glanz herauf.


Weckt jede Harfe, jede Leier!

Erleuchtet jeder Wonne Schein!

Ein Held, ein Retter, ein Befreier,

Licht, Recht und Schwert1 tritt bei euch ein.


Licht, Recht und Schwert, das sind die Fahnen,

Worunter Hermann Boyen stritt,

Die läßt den Enkeln er als Ahnen

Für deutscher Zukunft Heldenschritt.


Wird wo gesungen, wo gelesen

Von einem hohen, edlen Mann,

Der rein und fleckenlos gewesen,

So bleibt der Boyen Vordermann.


Schon steht er da im Götterglanze

Auf Idas ewig grüner Au,

Schon grüßen aus dem Heldenkranze

Sein Scharnhorst ihn, sein Gneisenau.


Der Blücher grüßt, Bülow der Schnelle,

Sein Streitgenoß und Siegsgenoß,

Grolman der Freund, der Ernste, Helle,

Des Auge Schlachtenblicke schoß.


Doch steigen von der hohen Stätte

Zur kleinen Erde wir hinab

Und legen Hoffnung und Gebete

Auf unsers deutschen Hermanns Grab.
[269]

Wir beten: Ewig lebe Treue

Für König, Gott und Vaterland,

Wie dieser stille Schlachtenleue

Sich ihre Ehrenkränze wand!


Wir beten: Nimmer möge fehlen

Die freie, fromme Heldensaat

Von solchen festen, starken Seelen,

Gerüstet gleich für Wort und Tat!


Wir beten: Nimmer möge fehlen

Der Blitz, der durch die Herzen fährt,

Der rechte Blitz für deutsche Seelen,

Der Blitz von Licht und Recht und Schwert!

Fußnoten

1 Weiland einer von Boyens Wahlsprüchen.


Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 269-270.
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