Karl Vollertsen, des Schleswigers, Grab

[306] 1857.


Einen Biedermann deckt dieser Sand,

Der fiel fürs liebe Vaterland.

Als aus Osten die Kriegstrompete blies,

Da nahm er freudig Schwert und Spieß,

Es galt die Zwinger zu vertreiben:

Da konnt' er nicht zu Hause bleiben.


Da rief er seinem tapfern Sohn:

Komm! Komm! Uns sprechen die Dänen Hohn,

Das leiden wir nun und nimmermehr!

So haben beide gegriffen zur Wehr,

Doch nur der Sohn ist wiedergekommen,

Den Vater hat eine Kugel genommen.


Einen Biedermann deckt dieser Sand,

Der fiel fürs liebe Vaterland.

Steh, Anglerjüngling, steh hier still,

Horch', was sein Geist dir sagen will.

Er ruft: Streut Blumen, vergießt nicht Tränen,

Und auch: Vergesset nicht die Dänen!


Einen Biedermann deckt dieser Sand,

Karl Vollertsen war er genannt.

Er war gegossen aus vollem Erz,

Aus vollem Männerstahl sein Herz.

Das ruft: Streut Blumen, vergießt nicht Tränen,

Doch auch: Vergesset nicht die Dänen!


Steh fromm vor dieses Grabes Mal.

Solange die Sonne geht zu Berg und Tal,

Solange schlägt ein treues, deutsches Herz

Und Hoffnung blicket himmelwärts,

Ruft Vollertsen: Streut mir Blumen, nicht Tränen,

Doch auch: Vergesset nicht die Dänen!

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 306.
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