Klage um Wilibald

[211] 1835.


Eine Handvoll Erde,

Einen Rosenkranz,

Daß erfüllet werde

Treue Liebe ganz,

Werf' ich, süßer Knabe,

Unter schwerem Ach,

Letzte Liebesgabe,

Deinem Schatten nach.
[211]

Ach, der holde Schatten,

Ach, das liebe Bild,

Welches Engel hatten

Schön in Staub gehüllt,

Sollte nur als Schimmer

Mir vorüberfliehn,

Diese Knospe nimmer

Voll als Rose blühn.


O mein süßes Leben!

Alters Lust und Zier!

Könnt' ich mit dir schweben!

Wär' ich stets bei dir!

Von dem Staubgewimmel,

Von den Gräbern fern,

Stets in deinem Himmel,

Stets auf deinem Stern!

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 211-212.
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