1.

[41] Ein Blümlein steh' ich im Erdental,

Mich lockt die Sonne mit warmem Strahl,

Mit meinen Blättchen buhlet der Wind,

Der Zephir nennt mich liebliches Kind,

Und Tau und Regen erquicken mich;

Wohl jung und lustig und schön bin ich,

Doch muß ich welken und sterben.


Und wann ich endlich gestorben bin,

So schläft und träumet mein kleiner Sinn

Im Winterwiegelein still und fromm;

Dann kommt der Frühling und rufet: Komm![41]

Komm, Kindlein! ruft die Sonne dazu,

Wach' auf vom Schlummer! Vorbei ist die Ruh'

Sollst wieder blühen in Freude.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 41-42.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Gedichte