Der Götter Adel

[171] Still bewahr es in Gedanken

Dieses tief geheime Wort,

Nur im Herzen ist der Ort,

Wo der Adel tritt in Schranken,

Wo die silbernen Drommeten

Helllaut rufen aus den Nöthen.


Ihr Gedanken seid die Ahnen,

Wenn des Zweifels Kampf beginnt,

Wie aus Stein die Quelle rinnt,

Frischend ihre Geister mahnen,

Der Gedanken trockne Blätter

Wehen frisch im Frühlingswetter.


Nicht vom Leichtsinn abgerissen,

Nicht zum Spiele hingestreut,

Nimmer es dem Baum gereut,

Daß er nun so viel muß missen,

Er im Wind sich freudig schüttert.

Daß ein Kranz am Halme zittert.


Wer vermag es zu vernichten,

Was ein Herz ganz eingefühlt,

Messet doch wohin es zielt

Dieses Nordlicht, hell in Schichten,

Nur was häßlich zeigt sich schnelle,

Spottend zeigt's die Sonn' recht helle.[171]


Geister sind in jedem Hause,

Wecken aus dem Schlaf den Muth,

Also rinnt das edle Blut,

Geistig wie der Wein beim Schmause,

Was gesprochen da zusammen,

Nimmer kann's von einem stammen.


Immer mit dem größten Maaße

Mißt des Hauses Geist das Kind,

Und das Kind sich dehnt geschwind,

Will sich zeigen von der Rasse;

Was ihm Göttliches bescheeret,

Zeigt sich höher, sichrer währet.


Nicht die Geister zu vertreiben

Stand des Volkes Geist einst auf,

Nein daß jedem freier Lauf,

Jedem Haus ein Geist soll bleiben,

Nein, daß adlich all' auf Erden,

Muß der Adel Märtrer werden.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 171-172.
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