Mit dem Dolch rühr' ich die Zither

[266] »Mit dem Dolch rühr' ich die Zither,

Gift ist meiner Stimme Hauchen;

Doch sie tobt, nicht wie Gewitter,

Bebt nicht, wie Vulkanes Rauchen:

Lieblich weiß sich in den Tönen

Zorn und Rache zu versöhnen.


Sinke Schlummer auf Entzückte!

Ach, dies wünschet der Verückte;

Dies Erheben im Vergeben

Kann Verrath euch nicht erstreben

Und der Liebe, die sich so verklärt,

Wird noch höh're Lust gewährt.«


»Nur die Lust der Melodieen,

Nicht des Worts verhaltne Schmerzen

Dringen durch der Küsse Glühen;

Denn sie liebt nicht mit dem Herzen.

Ja, ihr geht es, wie dem Kinde,

Ihr verfliegt das Wort im Winde.[266]


Keinem ist die Schönheit eigen,

Allen möchte sie sich zeigen,

So in Worten wie in Werken,

Um durch Beifall sich zu stärken;

Lobst du sie, so ist sie doppelt schön,

Sie ist nichtig, wenn sie ungesehn.«

Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 266-267.
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