Das große Kind

[305] Mündlich.


Ich hört ein Fräulein klagen,

Fürwahr ein weiblich Bild,

Ihr Herz wollt ihr verzagen,

Durch einen Jüngling mild.

Das Fräulein sprach mit Listen:

»Er liegt an meinen Brüsten

Der Allerliebste mein.


Warum sollt ich aufwecken

Den Allerliebsten mein,

Ich fürcht es möcht erschrecken

Das junge Herze sein;

Er ist mein Herz-Geselle,

Er liegt an seiner Stelle,

Wie gern ich bey ihm bin.


Er ist mein Kindlein kleine,

Er athmet noch so heiß,

Und daß er nur nicht weine,

Ich sang ihn ein so leis!«

Das Fräulein sagt mit Listen:

»Es schläft an meinen Brüsten,

Der Allerliebste mein.«[305]

Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 305-306.
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