Der Mordknecht

[286] Feiner Almanach. I.B.S. 126.


Es reit ein Herr und auch sein Knecht,

Wohl über ein Heide, die war schlecht,

Ja schlecht!

Und alles was sie redeten da,

War all's von einer wunderschönen Frauen,

Ja Frauen!


»Ach Schildknecht, lieber Schildknecht mein,

Was redst von meiner Frauen?

Ja Frauen!

Und fürchtest nicht mein braunen Schild,

Zu Stücken will ich dich hauen,

Vor mein'n Augen.«


»Euern braunen Schild den fürcht ich klein,

Der lieb Gott wird mich wohl behüten,

Behüten!«

Da schlug der Knecht sein'n Herrn zu todt,

Das geschahe um Fräuleins-Güte,

Ja Güte!


»Nun will ich heim gehen landwärts ein,

Zu einer wunderschönen Frauen,

Ja Frauen!

Ach Fräulein, gebt mir Boten-Lohn,

Euer edler Herr und der ist todt,

So fern auf breiter Heide,

Ja Heide!«[286]


»Und ist mein edler Herre todt,

Darum will ich nicht weinen,

Ja weinen!

Den schönsten Buhlen, den ich hab,

Der sitzt bei mir daheime,

Mutter alleine.«


»Nun sattel mir mein graues Roß,

Ich will von hinnen reiten,

Ja reiten!«

Und da sie auf die Heide kam,

Die Lilien thäten sich neigen,

Auf breit'r Heiden.


Auf band sie ihm sein blanken Helm,

Und sahe ihm unter sein' Augen,

Ja Augen.

»Nun muß es Christ geklaget seyn,

Wie bist so sehr zerhauen,

Unter dein Augen.


Nun will ich in ein Kloster ziehn,

Will 'n lieben Gott für dich bitten,

Ja bitten!

Daß er dich ins Himmelreich woll lahn,

Das gescheh durch meinetwillen,

Schweig stillen!«


Wer ist's, der uns den Reihen sang,

Matthias Jäger ist er genannt,

Beim Trunk hat er's gesungen,

Gesungen![287]

Er ist sein'm Widersacher von Herzen Feind,

Zu ihm kann er nicht kommen,

Ja kommen.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 286-288.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Des Knaben Wunderhorn
Ludwig Achim's von Arnim sämtliche Werke: Band XVII. Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano. Band 3
Sämmtliche Werke, Neue Ausgabe. Herausgegeben von Bettina von Arnim und Wilhelm Grimm. Band 06: Des Knaben Wunderhorn I und II. - Reprint der Ausgabe von 1857
Des Knaben Wunderhorn Band 2
Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L.A.v. Arnim und Cl. Brentano. Neu bearbeitet von Anton Birlinger und Wilhelm Crecelius; ... in Holz geschnitten von C.G. Specht: Band. 1
Ludwig Achim's Von Arnim Sämmtliche Werke: Des Knaben Wunderhorn. T. 3 (German Edition)

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Bunte Steine. Ein Festgeschenk 1852

Bunte Steine. Ein Festgeschenk 1852

Noch in der Berufungsphase zum Schulrat veröffentlicht Stifter 1853 seine Sammlung von sechs Erzählungen »Bunte Steine«. In der berühmten Vorrede bekennt er, Dichtung sei für ihn nach der Religion das Höchste auf Erden. Das sanfte Gesetz des natürlichen Lebens schwebt über der idyllischen Welt seiner Erzählungen, in denen überraschende Gefahren und ausweglose Situationen lauern, denen nur durch das sittlich Notwendige zu entkommen ist.

230 Seiten, 9.60 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon