Der ernsthafte Jäger

[285] Feiner Almanach. I.B.S. 77


Es wollet ein Jäger jagen

Ein Hirschlein oder ein Reh,

Drei Stündlein vor dem Tagen,

Ein Hirschlein oder ein Reh.


»Ach Jäger, du hast kein verschlafen,

Lieber Jäger, jezt ist es Zeit;

Dein Schlaf thut mich erfreuen

In meiner stillen Einsamkeit.«


Das thät den Jäger verdrießen,

Dieweil sie so reden thät,

Er wollt das Jungfräulein erschießen,

Dieweil sie so reden thät.


Sie fiel dem Jäger zu Füßen,

Auf ihre schneeweisse Knie:

»Ach Jäger thu mich nicht erschießen!«

Dem Jäger das Herze wohl brach.


Sie thät den Jäger wohl fragen:

»Ach edler Jäger mein,

Darf ich ein grün Kranz fern tragen,

In meinem goldfarbenen Haar?«


»Grün Kränzlein darfst du nicht tragen,

Wie ein Jungfräuelein trägt,

Ein schneeweiß Häublein sollst tragen,

Wie ein jung Jägersfrau trägt.«[285]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 285-286.
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