Die kluge Schäferin

[140] Mündlich.


Schäferin.


Ich schlaf allhie,

Bey meinem Vieh,

Ich schlaf im Moos,

Dem Glück im Schoos;

Dein Schloß ich schau,[140]

Es liegt vor mir,

Zu sagen schier,

Wie kühler Thau.

Kommt Morgenroth

So lob ich Gott,

Das Feldgeschrey

Wird jubelnd neu

Beym goldnen Lohn,

Die Morgenstund

Hat Gold im Mund,

Baut mir den Thron.


König.


Vom Schloß ich zieh,

Zu dir ich flieh,

Lieb Schäferin,

Nach deinem Sinn

Mein Scepter wird

Ein Hirtenstab,

Und was ich hab,

Dich Schäfrin ziert.


Schäferin.


Ich Schäferin,

Mit leichtem Sinn,

Sing ruhig fort

Mein sinnig Wort:

Ein jeder bleib

Bey seiner Heerd,

Den König ehrt

Kein Schäferweib.[141]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 140-142.
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