Die schlechte Liebste

[362] Mündlich.


Jetzunder geht mir mein Trauern an,

Die Zeit ist leider kommen,

Die mir vor'm Jahr die Liebste war,

Ist schlecht mir vorgekommen.


Mein Herz ist von lauter Eisen und Stahl,

Dazu von Edelsteinen.

Ach wenn doch das mein Schatzliebchen erführ,

Es würde trauren und weinen.


Es trauert mit mir die Sonne, der Mond,

Dazu die hellen Sterne,

Die haben den lebenden, schwebenden

Lustgarten an dem Himmel.


Mein Garten von lauter Lust war erbaut,

Auf einem schwarzen Sumpfe,

Und wo ich lebend und schwebend vertraut,

Da ist ein Irrlicht versunken.


Wollt Gott, daß früh ich gestorben wär,

In meinen jungen Jahren,

So wäre mir all mein Lebetag,

Kein größre Freud wiederfahren.


Es ist nicht hier ein kühler Brunn,

Der mir mein Herz thät laben,

Ein kühler Brunn zu aller Stund,

Er fliest aus meinem Herzen.[362]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 362-363.
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