Des Pfarrers Tochter von Taubenheim

[220] Da drunten auf der Wiesen

Da ist ein kleiner Platz,

Da thät ein Wasser fließen,

Da wächst kein grünes Gras.


Da wachsen keine Rosen,

Und auch kein Rosmarein,

Hab ich mein Kind erstochen

Mit einem Messerlein.


Im kühlen Wasser fließet

Sein rosenrothes Blut,

Das Bächlein sich ergießet

Wohl in die Meeresfluth.


Vom hohen Himmel sehen

Zwei blaue Aeugelein,

Seh ich mein Englein stehen

In einem Sternelein.


Dort droben auf dem Berge

Da steht das hohe Rad,

Will ich mich drunter legen

Und trauern früh und spat.


Hast du mich denn verlassen

Der mich betrogen hat,

Will ich die Welt verlassen,

Bekennen meine That.[220]


Der Leib der wird begraben,

Der Kopf steht auf dem Rad,

Es fressen den die Raben

Der mich verführet hat.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 220-221.
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