Ein gut Gewissen ist das beste Ruhekissen

[201] Mündlich.


Ich ging wohl bey der Nacht,

Die Nacht, die war so finster,

Daß man kein Stich mehr sah.[201]


Ich kam vor eine Thür,

Die Thür, die war verschlossen,

Der Riegel war schon für.


Es sind der Töchter drey,

Die allerjüngste drunter,

Sie ließ den Knaben hinein.


Sie stellt ihn hinter die Thür,

Bis Vater und Mutter schlafen,

Sie zieht ihn wieder herfür.


Sie führt ihn die Stiege hinauf,

Sie führt ihn in die Kammer,

Zum Kammerladen schmeist sie ihn naus.


Er fiel auf einen Stein,

Er fiel das Herz im Leib entzwey,

Dazu das linke Bein.


Er krüpelt über ein Steg,

Da kam ein altes Weib daher,

Sie zog ihn aus dem Weg.


Der Pater kam dazu,

Er nahm ihn auf den Buckel,

Und beichtet ihn zur Ruh.


Wenns mir auch so sollt gehen,

So hohl der Teufel das Buhlen,

Das Mägdlein laß ich stehn.[202]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 201-203.
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