Würde der Schreiber

[7] Moralische Gassenhauer. S. 48.


Papiers Natur ist Rauschen,

Und rauschen kann es viel,

Leicht kann man es belauschen,

Denn es stets rauschen will.


Es rauscht an allen Orten,

Wo sein ein Bißlein ist,[7]

Also auch die Gelehrten

Rauschen ohn alle List.


Aus Lumpen thut man machen,

Des edlen Schreibers Zeug,

Es möcht wohl jemand lachen,

Fürwahr ich dir nicht leug.


Alt Hadern rein gewaschen,

Dazu man brauchen thut,

Hebt manchen aus der Aschen,

Der sonst litt groß Armuth.


Die Feder hintern Ohren,

Zum Schreiben zugespitzt,

Thut manchen heimlich zornen,

Voran der Schreiber sitzt.


Vor andern Knaben allen,

Weil man ihn Schreiber heißt,

Thut Fürsten wohl gefallen,

Die lieben ihn allermeist.


Den Schreiber man wohl nennet

Ein edlen theuren Schatz,

Wiewohl mans ihm nicht gönnet

Dennoch hält er den Platz.


Vorm Schreiber muß sich biegen

Oft mancher stolze Held,

Und in den Winkel schmiegen,

Obs ihm gleich nicht gefällt.[8]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 7-9.
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