15. Bekenntniß

[221] Unschätzbares Einfaltwesen!

Perle, die ich mir erlesen;

Vielheit in mir ganz vernicht

Und mein Aug auf dich nur richt.


Mach mich los vom Doppeltsehen!

Laß auf eins den Sinn nur gehen;

In recht unverrückter Treu,

Und von allen Tücken frey.


Ey so mach mich dann aufrichtig,

Einen Leib, der ganz durchsichtig;

Licht sey, schaff und ruf in mir

Aus der Finsterniß herfür.[221]


Mache neu die alte Erde,

Daß sie kristallinisch werde;

Und das Meer laß seyn nicht mehr,

Ausser nur dein gläsern Meer.


Dieses laß mit Feuergüssen

Aus dir in mich überfließen:

Komm o stark erhabne Fluth,

Reiß mich hin ins höchste Gut.

Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 221-222.
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