Heimlicher Liebe Pein

[19] Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin,

Ich weiß aber nicht, was ich so traurig bin,

Vielleicht ist er todt, und liegt in guter Ruh,

Drum bring ich meine Zeit so traurig zu.


Als ich mit meim Schatz in die Kirch wollte gehn,

Viel falsche falsche Zungen unter der Thüre stehn,

Die eine redt dies, die andre redt das,

Das macht mir gar oft die Aeugelein naß.


Die Distel und die Dornen, die stechen also sehr,

Die falschen falschen Zungen aber noch viel mehr,

Kein Feuer auf Erden auch brennet also heiß,

Als heimliche Liebe, die Niemand nicht weiß.


Ach herzlieber Schatz, ich bitte dich noch eins,

Du wollest auch bei meiner Begräbniß seyn,

Bei meiner Begräbniß, bis ins kühle Grab,

Dieweil ich dich so treulich geliebet hab.[19]


Ach Gott! was hat mein Vater und Mutter gethan,

Sie haben mich gezwungen zu einem ehlichen Mann,

Zu einem ehlichen Mann, den ich nicht geliebt,

Das macht mir ja mein Herz so betrübt.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 19-20.
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