Jahreszeiten

[138] Schwarzbraun ist meine dunkle Farbe,

Darin will ich mich kleiden;

Den besten Schatz und den ich hab,

Der will jezt von mir scheiden.


Ei scheidet sich dann der Winter von mir,

So kommt ein frischer Sommer;

Hat er dann Lust und Liebe zu mir,

So wird er wiederum kommen.


Dort droben vor meines Vaters Haus,

Da steht eine grüne Linde;

Darauf saß die Frau Nachtigall

Und sang von heller Stimme.


Ei sitzest du da Frau Nachtigall,

Und singest von heller Stimme;

Ei zwinget dich dann der edle Schnee,

Das grüne Laub von der Linde.


Und wann die Linde das Laub verliehrt,

So trauren alle Aeste;

Daran gedenkt ihr Mädechen jung,

Und setzt eure Kränzlein feste.


Setzt ihr sie fest und nicht zu fest,

Setzt ihr sie nach euren Maasen;

Und wenn es einmal zum Scheiden kommt,

Daß ihr sie könnt ablassen.[138]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 138-139.
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