Reit du und der Teufel

[104] Eingesandt.


Der Schiffmann fährt zum Lande,

Wem läutet man so sehr?

Wem singt man also sanfte,

Zu seiner letzten Ehr?


Die Jungfern sieht er heben

Wohl einen schönen Kranz,

Zum Sterben oder Leben,

Es war ein schwerer Gang.


Der Gang der war so schwere,

Zu seiner Liebsten Haus;

Ob sie gestorben wäre,

Oder eins andern Braut.


Er fand sie auf dem Kämmerlein,

Da sie die Haar aufbund;

Gott grüß dich, o mein Engelein,

Daß ich dich seh gesund.


Ich hab mir lassen sagen,

Du nähmst den Bändersknab;

So gieb du mir die Treuheit,

Die ich dir geben hab.


Ich weiß von keiner Treuheit,

Ich weiß von keinem Geld;

Der Reiter soll mich holen,

Wenn ich von Treuheit weiß.[104]


Da stehts an bis den dritten Tag,

Als da die Hochzeit war,

Da kam ein stolzer Reiter,

Der setzt sich oben an.


»Nun eßt und trinkt ihr Jungfern,

Ich kann nicht fröhlich seyn.«

Trompeten und Schalmeyen

Die gehen insgemein.


Das erste, das er thäte,

Den Tanz wohl mit der Braut;

Er schwenkt sie dreimal r'umme,

Damit zur Thür' hinaus.


Sie kamen über ein' Haide,

Ein Land, es war wohl breit.

Der Hals war ihr zerbrochen,

Die Seel war eigen sein.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 104-105.
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