Steile Liebe

[110] 'S ist mir auch kein Nacht so finster,

's ist mir auch kein Weg so weit;

Wenn ich zu mein Schäzlein gehe,

Sehen mich die bösen Leut.


Regnets, schneits, und geht der Wind,

Wenn mein Schatz nur vors Fenster käm;

Steh nur auf, mach auf fein bald,

Bei der Nacht ists draus gar kalt.


Wenn die Sonn so schön ans Gebirg aneglanzt,

Und das Gemsel auf der Höh umme tanzt;

O du schöne Morgenröth!

Wenn ich dich allzeit bei mir hätt!


Schatz, du bist mein und ich bin dein,

Wir sind ja zwey Verliebterlein;

Von dir kann ich nit mehr lassen,

Ach bis ich komme ins kühle Grab!


Das Dinterle fängt zu weinen an,

Ach Buberle, was haben wir gethan?

Wir wollen wieder gehn nacher Haus,

Wollen gern stehen alles aus.[110]

Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 110-111.
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