Von einem fahrenden Schüler, und was er von Schwabenstreichen erfahren.

[165] In der Herberg, wo die sieben Schwaben diesmal übernachteten, trafen sie einen fahrenden Schüler an, und als sie ihn fragten, was er für ein Landsmann sei, und was er auf Reisen thue, antwortete er: Er heiße Adolphus, und sei ein geborner Schwab; er habe aber viele Jahre im Norden studirt, und ziehe nun im Süden umher, um Geschichten von den bekannten Schwabenstreichen zu sammeln, welche er dann im Druck ausgehen lassen wolle. Der Seehaas sagte: Er solle nur mit ihnen gehen, da könne er mehr als genug erfahren. Der Spiegelschwab aber raunte dem Allgäuer ins Ohr, er solle ihm nur gleich die Streiche fühlen lassen; der aber meinte, man müsse die Gelegenheit nicht vom Zaun brechen, sie werde sich schon finden. Und sie fand sich bald. Nachdem sie nämlich zu Nacht gegessen, legten sie sich auf die Streu, und der Allgäuer kam neben dem Studenten Adolphus zu liegen. Der sagte zu ihm, ehe sie einschliefen: Er solle nicht erschrecken, wenn er des Nachts umher schlage mit der Faust; es sei blos eine Disputation, und habe nichts zu bedeuten. Der Allgäuer sagte: Disputiren sei ja nichts Unrechtes; er thue es auch oft im Traum mit seinen Ochsen, wenn sie nicht vorwärts wollten. In der Nacht kam wirklich dem Studenten Adolphus das Disputiren in den Kopf und in die Faust, und er geberdete sich so hitzig, daß er dem Allgäuer auf die Nase schlug, der darob erwachte. Bygost! dachte er, der hat schwere[165] Träume, die muß ich ihm wol vertreiben, wenn ich Ruhe haben soll. Und er nahm eine Geißel, die an der Wand hing, und schnalzte lustig auf den Studenten Adolphus los, schreiend: Hott, Bräunle! Wüst, Bläßle! jhi, hott, wüst! und hieb dabei in die Kreuz und Quer. Der Student Adolphus schrie Zeter Mordjo. Aber der Allgäuer that, als ob er fortträume, und trieb die Ochsen noch mehr an, indem er den Geißelstecken umkehrte, und drein schlug, was er konnte. In der Höllenangst wußte der Student Adolphus nicht, woan und woaus; da riß er ein Fenster auf, und der Allgäuer half ihm nach, und gab ihm noch eine Schlappe auf den Weg mit. – Und so hatte denn der Student Adolphus von den Schwabenstreichen genug erfahren am eignen Leib; weiß aber nicht, ob er sie auch eingetragen habe in sein Buch.


Du Stupfer, du Hauser,

Du Rupfer, du Zauser,

Du Lecker, du Lauser,

Du Schlecker, du Mauser,

So soll es dir gehn,

Recht ist dir geschehn,

So soll es dir gehn.


Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 165-166.
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