Wie der Blitzschwab Händel bekommt mit dem Spiegelschwaben und wie sie wieder gut Freund geworden.

[152] Es war schon Nacht, als die sieben Schwaben ins Freie und auf die Landstraße kamen. Und der Mond ging so eben auf. Da sagte der Spiegelschwab: Jetzt haben wir's gewonnen, Memmingen ist nicht mehr weit. Der Blitzschwab fragte ihn: wie er das wissen könne? Werd' ja doch den Memminger Maun (Mond) kennen? Potz Blitz, wie blitzdumm! sagte der Blitzschwab. Dies kaum gesagt, hatte er schon seine Dachtel vom Spiegelschwaben, der[152] alles leiden mochte, nur nicht daß man ihn für dumm halten sollte. Daß dir der Blitz ins Maul platz, schrie der Blitzschwab, du Lalle, du Ginkel, du Takel, du Kog, und so ging's eine ganze Litanei durch. Der Spiegelschwab wurde auch immer wilder, und so kamen sie denn einander in die Haare und rauften sich ab, wie zwei Metzgerhunde. Da bat der Seehaas den Allgäuer, er sollte Frieden machen. Der ließ sich nicht lang bitten, sondern packte sogleich den Blitzschwaben am Hosenbändel, und hielt ihn in der Luft, wie einen Frosch, und er mochte zappeln, wie er wollte. Inzwischen ließ der Spiegelschwab nicht nach, dem Blitzschwaben aufs Brät zu klopfen; und daher packte denn der Allgäuer ihn auch mit der Linken, und hielt ihn am Leible, unter der Gurgel, so keif und fest, daß er bockstärr da stand und nicht mucksen konnte. Bygost! sagte er, ich will euch Hores Mores lernen, ihr donnerschlächtige Strolkerle. Und er schüttelte den einen, und drosselte den andern immer ärger und ärger, bis sie endlich einander das Wort gegeben, daß sie wieder gut Freund sein wollten. Und das sind sie denn auch geblieben von der Zeit an bis in ihren Tod.

Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 152-153.
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