Wie die sieben Schwaben einem Bayern begegnen, und wie sie ihn heimschicken.

[149] Außerhalb Mindelheim – das Nest ließen sie abseiten liegen, fürchtend, die Mindelheimer möchten Furcht vor ihnen bekommen, wie vor dem feindlichen Reiter, der ganz allein ihre Stadt eingenommen – bei Aurbach begegnete ihnen ein Bayer, dem sie's sogleich an seinem Häs ansahen, was er für ein Landsmann sei. Er war ein Brauer aus München und hatte Säu ins Reich getrieben, und dafür Hopfen eingehandelt in Memmingen. Der blieb am Weg stehen, und ließ die Spießmänner an sich vorbei gehen, und hatte Lust, sie auszulachen. Der Blitzschwab fragte ihn: Was er so luge? ob er nie einen Schwaben gesehen habe? O ja, sagte der Bayer, bei mir daheim in der Kuchel gibt's zu Tausende. Potz Blitz, Malefiz! sagte der Blitzschwab, und ging auf den Bayern zu, der ein Fetzenkerl war, und dem der Blitzschwab kümmerlich bis an den Nabel reichte. Und eh' sich's der Bayer versah, sprang der Schwab an ihm in die Höh', und gab ihm eine solche wetterliche Ohrfeige, daß ihm das Feuer aus den Augen schoß, und die Ohren vom Schlag sausten. Der Bayer aber, nicht faul, langte mit dem Arm weitmächtig aus, um dem Schwäblein auch eine zu versetzen; und es wär auch eine Watsche gewesen, an die er sein Lebtag gedacht hätte. Aber weil der Schwab eben so geschwind wieder auf dem Boden war, wie in der Luft, so schlug Jener in den Wind hinein, so daß er sich umdrehte, wie ein Triller, und stolperte und[149] fiel. Jetzt ging's über ihn her; der Blitzschwab packte ihn an der Gurgel; die andern hielten ihn an Händen und Füßen, und trommelten auf ihn los. Es wäre aber doch ihrer Herr geworden, und hätte sie sämmtlich in die Höhe geschupft, wie Pfulben, wenn nicht endlich auch der Allgäuer, wie ein Maltersack, auf ihn gefallen wäre, der ihm drohte, er werde ihm das Licht ausblasen, wenn er ihnen den Schimpf nicht abbitten thät. Der Bayer mußte es denn wol thun, und so ließen sie ihn gehen. Als er aber nach München zurückgekommen, ließ er an sein Haus, auf dem Anger, die sieben Schwaben malen zum ewigen Gedächtniß, allwo sie noch heutiges Tags zu sehen sind.

Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 149-150.
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