Wie die sieben Schwaben in den Stauden stecken bleiben.

[146] Als die sieben Schwaben tiefer in die Stauden kamen, blieben sie darin stecken. Der Wald wurde immer dichter und dichter; und einstmals, als der Allgäuer vor einem Baum stand, sagte er: Bygost! durch muß ich; und druckte und beugte den Spieß so gewaltig seitwärts, daß der Knöpfleschwab zwischen einem Baum und dem Spieß eingeklemmt wurde, und sie alle weder vor- noch rückwärts konnten. Und ist also wahr geworden, was die Zigeunerin prophezeit hatte: Der Wagen wird nicht wohl geführt, wenn ungleich Ochsen angeschirrt. Die Gesellen wollten zwar ihren Kumpan wieder losmachen; da sie aber aus allzugroßem Eifer an dem Leichnam zogen, der eine nach oben, der andere nach unten, und links und rechts zu gleicher Zeit, so ging eben das Ding nicht vorwärts, und sie hätten ihn fast geviertheilt. Endlich besann sich der Allgäuer, und rief: Bygost! ich mußte des Teufels sein, wenn mir Gott nicht hülfe! Und er sagte: Hy Ochs! und packte den Baum, der den armen Schächer einzwängte, und riß ihn mit einem Riß, daß es krachte, wurzelaus, so daß der Knöpfleschwab, halb entseelt, losschnellte, und hinpflumpfte, als wär er in den Boden eingerammelt. Da bekamen die Gesellen erst rechten Respect vor dem Allgäuer, den sie sonst für tappet und talket halten mochten. Und der günstige Leser, welcher das Stücklein nicht glauben will, kann selbst nachsehen auf dem Platz, wo der Baum noch liegt bis auf den heutigen Tag.

Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 146-147.
Lizenz: