Vorwort.

Das Volksbüchlein, welches in zweiter Auflage im Jahre 1835 zu München erschienen ist und das seiner Zeit sowol in Süd- als Norddeutschland großen Anklang gefunden, indem es Jung und Alt, Gelehrt und Ungelehrt anzusprechen wußte, wird dem deutschen Volke hiemit auf's Neue dargereicht. Der Verfasser hatte es, um seine Persönlichkeit in den Hintergrund treten zu lassen, und damit das Werk gleichsam als ein aus dem Volke selbst herausgewachsenes Gebilde gelten könne, in allzugroßer Bescheidenheit und Selbstlosigkeit anonym herausgegeben, so daß sein Name fast nur dem engeren Kreise von Literaturkennern bekannt ist. Von schlichter Herkunft und in seinem ganzen Fühlen und Denken so recht mit dem Volke verwachsen, weiß derselbe das Leben nach seiner ernsten und ebenso nach seiner heitern Seite gleich meisterlich zu schildern. Auch sucht er nicht blos flüchtige Unterhaltung zu gewähren, sondern bietet der größten und achtungswerthesten Classe von Menschen eine wahrhaft gesunde, geistige Nahrung. Er ist nämlich einerseits bestrebt, dem Volke in erbaulichen Sagen und Historien jene Wahrheiten und Grundsätze ans Herz zu legen, die allein Wohlfahrt und Gedeihen in Familie und Gesellschaft zu begründen vermögen, andrerseits versteht er es, mit kernigem Humor auch die heitere Seite des Volkslebens in den ergötzlichsten und launigsten Scenen mit lebensfrischen Farben zu schildern.

Es ist nun gewiß eine Pflicht der Billigkeit und zugleich der Dankbarkeit, die Leser dieser gemüthvollen, herzerfreuenden Schriften mit dem Namen und den Lebensschicksalen des Autors bekannt zu machen.

Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 3.
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