Wie der Spiegelschwab nach Meitingen kommt zum Blitzschwaben.

[197] Als er nach Meitingen kam, auf dem Lechfeld, traf er seinen Freund, den Blitzschwaben, im Wirthshaus bei einem Mäßle weißen Biers sitzen. Der war auf, wie Bätz, und sang so eben das Liedlein:


Ich bin halt so:

Ich achte nit das Schmeichlen,

Und achte nit das Heuchlen,

Trutz allen falschen Zungen,

Denk ich an Goldschmids Jungen;

Ich bin halt so.


Ich bin halt so:

So lang ich leb auf Erden,

Werd ich nit anders werden,

So so so werd ich bleiben,

Aufs Grab mir lassen schreiben:

Ich bin halt so.


»Potz Blitz!« sagte der Blitzschwab, als er den Spiegelschwaben erblickte. »Bist's oder bist's nit? Ja, wägerle, du bist's. Grüß dich Gott, Lump! Aber jetzt setz dich, Brüderle; wir trinken noch ein paar Mäßle zusammen, wenn's langt. Dann brechen wir auf, heut noch nach Türkheim zum Kätherle, und morgen ist Hochzeit.« Der Spiegelschwab sagte: »Also willst du wirklich Ernst machen mit dem Kätherle?« »Potz Blitz!« sagte der Blitzschwab, »lieber heut noch als morgen. Und ich sag dir's und du darfst mir's glauben: 's Kätherle ist ein schön's Mädle, 's Kätherle ist ein bravs Mädle, 's Kätherle ist ein Mädle, wie man keins mehr findet in der Welt.« Der Spiegelschwab sagte: »Es gibt nur zwei gute Weiber auf dieser Welt: die[197] eine ist verloren, und die andere kann man nicht finden.« »Daß dich die Katzen kratzen!« sagte der Blitzschwab unwillig. »Jetzt sauf, und laß mich ung'heyt.«


Wen einmal der Gammel sticht,

Höret auf die Wahrheit nicht.


Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 2, Leipzig [um 1878/79], S. 197-198.
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