Zweyter Auftritt.

[8] Die Vorigen, und die Baroninn, die der Hauptmann von Edelsee an der Hand führet.


DIE BARONINN im Herausgehen zum Hauptmann. Ich habe nun einige Worte mit meinem Oberverwalter zu sprechen: wollen Sie sich indessen im Garten herumsehen?

DER HAUPTMANN. Ich werde sehen, ob der Herr Gemahl noch nicht zurück kehrt, und – so bald es erlaubt seyn wird – mich wieder um das unschätzbare Vergnügen ihrer Gesellschaft bestreben. Er küßt ihr die Hand, und geht ab.

DIE BARONINN. Kommen Sie nur bald wieder. Zur Lisette. Du sieh, ob meine Tochter schon so angezogen ist, wie ich ihrs befahl – oder – laß sie hieher kommen; ich will sie ein wenig mustern. Lisette geht ab. Nun mein lieber Verwalter! ist das nicht fatal? alle Anstalten zur Festivität sind gemacht, und ich schmeichle mir, gut gemacht; es ist Mittag, und noch kömmt weder Bräutigam aus der Stadt, noch mein Gemahl von der Jagd zurück.[8]

DER VERWALTER. Der hochgräfliche Herr Bräutigam hat etwas weit heraus.

DIE BARONINN. Eben vernehme ich aus einem Schreiben von meiner Schwester, daß er schon um fünf Uhr Früh aus der Stadt abfuhr.

DER VERWALTER. Da könnt' er ja lange hier seyn: seine hochgräflichen Gnaden geruhen sonst sehr stark zu fahren, wie ich höre.

DIE BARONINN. Ich versteh' es nicht. Wenn ihm nur kein Unglück begegnet ist! Er ist der scharmanteste Cavalier. Er bringt mir auch einen Gast mit – den ich vielleicht mit Furcht empfangen würde, wenn ich mich nicht so gut auf alles vorgesehen hätte.

DER VERWALTER. Euer hochfreyherrlichen Gnaden können ohne Scheu alle Fürsten und Ministers vom Hofe empfangen.

DIE BARONINN. Und ich glaube, sie würden nicht gewahr werden, daß sie sich außerhalb der Hauptstadt befänden.

DER VERWALTER. Mit Euer hochfreyherrlichen Gnaden hoher Erlaubniß: wer ist denn dieser hohe Gast?

DIE BARONINN. Ein Cavalier, der seit vier Monaten, da er von Paris zurückkam, das größte Aufsehen in der Hauptstadt macht; der in allen Arten von Galanterie den Ton angibt; der seit Kurzem bey allen Männern andere Schuhschnallen, und bey allen Weibern andere Chignons einführte; ein Mensch, der alles kann, und weiß; und der, wie ich höre, so gar französische Verse macht.

DER VERWALTER. Hum! Und mit Euer hochfreyherrlichen Gnaden hoher Erlaubniß, wie nennt er sich?

DIE BARONINN. Graf von Blumenkranz.

DER VERWALTER. Ich hatte schon die Ehre von ihm zu hören. Er ist ein sehr reicher Herr.[9]

DIE BARONINN. Paris soll ihn ein wenig ruinirt haben: dessen ungeachtet ist er noch der brillanteste Cavalier in der Monarchie. – Nur, schreibt mir meine Schwester – soll er wegen seiner überaus feinen Weltkenntniß, sehr delikat und – bisweilen kritisch seyn.

DER VERWALTER. Desto besser! Euer hochfreyherrlichen Gnaden Art zu leben, wird endlich die längst verdiente Bewunderung eines Kenners erhalten.

DIE BARONINN. Das hoff' ich. Hingegen muß man nichts vergessen, was dieser Festivität Glanz geben kann. Deswegen, mein lieber Verwalter – Er weiß, daß noch zwo vorräthige Livreyen da sind?

DER VERWALTER. Ja Euer hochfreyherrliche Gnaden!

DIE BARONINN. Ich möchte nicht gerne, daß sie vergebens im Schlosse lägen. Geb' Er sie den zween Gärtnerjungen, und befehl' Er ihnen, damit beym Tafeldienste zu erscheinen.

DER VERWALTER. Wahrhaftig ein unvergleichlicher Einfall E.H.F.G.

DIE BARONINN. Nebst diesem will ich, daß die Stalleute beym Mittagmahl aufwarten.

DER VERWALTER. Ebenfalls sehr gut: nur dächt' ich – unmaßgeblich – der Geruch vom Stalle –

DIE BARONINN. Das thut nichts, man läßt räuchern.

DER VERWALTER. Ja! das kann man wohl auch thun – Weihrauch –

DIE BARONINN. Weihrauch – nichts anders. Aber Er muß auch im Stalle räuchern lassen.

DER VERWALTER. Was für Rauch befehlen E.H.F.G.

DIE BARONINN. Storax![10]

DER VERWALTER. O ja! das ist ein Wollust düftendes Harz.

DIE BARONINN. Riecht wie Vaniglia. Vor allem aber hätte ich gerne, daß Er in Eil eine Tafelmusik zusammenbrächte.

DER VERWALTER. Element! auch eine Tafelmusik?

DIE BARONINN. Es ist nun schon einmal meine Passion, mich bey dergleichen Gelegenheiten als eine Dame von Geschmack zu zeigen.

DER VERWALTER. Aber wo werd ich so gute Musikanten auftreiben?

DIE BARONINN. Sie müssen alle von meiner Herrschaft seyn. Am besten wär' es, wenn man alle diejenigen zusammennähme, die bey der letzten Kirchweihe im herrschaftlichen Wirthshause aufspielten.

DER VERWALTER. Es ist wahr: diese Leute machen die schönsten Menuets.

DIE BARONINN. Und ihre walzerischen Tänze? – Ich bekenne, sie hätten mich zum Tanzen gebracht, wenn mich nicht meine Geburt abgehalten hätte. Bestell' Er mir sogleich diese Leute!

DER VERWALTER. Ganz wohl, E.H.F.G. Will abgehen.

DIE BARONINN. Auch kann der Schulmeister seine Paucken mitbringen.

DER VERWALTER im Abgehen. Das wird ein vortreffliches Concert werden!


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 8-11.
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