Dritter Auftritt.

[11] Die Baroninn. Fräulein Leonore. Lisette.


DIE BARONINN. Nun Leonore! du glückliches Mädchen! komm her, laß dich betrachten – Gut! – recht[11] gut. Das sieht anders aus, als dein erster Anzug. Wenn ich nicht nachgesehen hätte, das wär ein lächerlicher Putz gewesen! – Nur der Schlepp ist mir noch nicht lang genug.

LISETTE. Es war kein längerer da.

DIE BARONINN. Man trägt sie jetzt erstaunlich lang bey Hofe; und ich fürchte die Kritik des Grafen von Blumenkranz, wie den bösen Feind. – Der Kopf – am Kopfe wird er wohl nichts zu tadeln finden?

LISETTE. Gewiß! es wäre nicht möglich mehr Zierrath anzubringen. Ein wahres Bild des blumenreichen Frühlings!

DIE BARONINN. Die Girandoles sind wohl auch prächtig genug?

LISETTE. Es sind wahre brillantene Kronleuchter – so prächtig, daß mir die Ohren des gnädigen Fräuleins heute um einen Zoll länger scheinen.

DIE BARONINN. Aber die Brust – Leonore, die Brust ist gar zu bloß für ein so junges Mädchen.

LISETTE. Bey Hofe trägt man sie so bloß.

DIE BARONINN. Ja? – so kann mans lassen. – Nur der Halsspitz muß höher hinauf. Sie zieht ihr das Hemd hinauf.

LEONORE. Gnädige Mama, nun wird es wohl gar zu hoch seyn.

DIE BARONINN. Schmeichle dir nicht etwas besser zu verstehen. – Bist du nett um die Füße?

LISETTE. Die Schuhe sind dem Fräulein ein wenig zu enge.

DIE BARONINN. Zu enge? das hab ich nicht gern; das genirt, und macht übeln Humor.

LISETTE. Das Fräulein könnte ja Pantoffeln anziehen: bey Hofe geht jetzt Alles in Pantoffeln.[12]

DIE BARONINN. In Pantoffeln? das wußt' ich gar nicht. Es sind schon zwey Jahre, daß ich nicht bey Hofe war.

LISETTE. Diese Mode ist erst zwey Monate alt.

DIE BARONINN. So geh also! zieh gleich Pantoffeln an, und komm wieder. Zur Lisette. Du bleib hier!


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 11-13.
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