Achter Auftritt.

[18] Hauptmann Edelsee. Die Vorigen.


HAUPTMANN. Ha schönstes Fräulein! endlich glückt es mir, Sie ohne die Mama anzutreffen. Ich hab Ihnen die besten Dinge zu erzählen.[18]

LEONORE. Ich Ihnen die schlimmsten, mein lieber Herr Hauptmann.

HAUPTMANN. Weit weg mit den schlimmen! hören Sie jetzt die guten. Sie wissen, daß gestern Abends, als der Major und ich von hier nach Hause gingen, der Papa uns auf die Hälfte Wegs begleitete?

LEONORE. Das weiß ich; mein Herz zitterte vor Freude.

HAUPTMANN. Ihr Herz zitterte mit Grund. Ich hab ihren Papa noch nie so freundlich mit dem Major sprechen hören. Sein ganzes Herz stand ihm offen.

LEONORE. Und woher diese besondere Vertraulichkeit? ich verwunderte mich schon, daß sie mein Vater so spät begleitete.

HAUPTMANN. Der Major hatte ihrem Papa gestern erzählet, daß die Windhunde angekommen seyn, die er sich aus Ungarn verschrieb; und daß diese Hunde, laut Versicherung des ungarischen Cavaliers, der sie ihm schickte, die besten in diesem Königreiche waren. Ihr Vater kam vor Freuden außer sich, und gestand, er könnte den heutigen Morgen kaum erwarten, um diese vortrefflichen Hunde zu probieren. Er ging von diesem Augenblicke dem Major nicht mehr von der Seite. Es ist nicht zu zählen, von wie viel Kuppeln ungarischer Windhunde er uns ganze Lebensbeschreibungen machte. O, sagt' ich ihm, die Hunde des Majors übertreffen noch Alle, die Sie jemals gesehen haben können. Der ganze Papa ward Leben und Freude. Sobald ich das merkte, lenkte ich die Unterredung von den Windhunden auf ihre bevorstehende Vermählung. Der Major schlug ein; und wir sprachen nicht lange davon, als sich ihr Herr Vater erklärte, daß diese Heyrath nicht sein, sondern seiner Frau Projekt war; er hätte aber nichts dagegen einwenden wollen, weil seine Tochter bereits Beruf zum Ehestande blicken ließe, und[19] Graf Reitbahn eine ansehnliche Parthie. wäre. Da konnt' ich mich nun unmöglich enthalten, ein Wort von der Liebe anzubringen, die der Major für Sie ...

LEONORE. O Himmel! und was sprach mein Vater?

HAUPTMANN. Er erfreute sich, daß ein Mann, wie der Major, seine Tochter liebenswürdig findet.

LEONORE. O Sie scherzen, Herr Hauptmann!

HAUPTMANN. Mich soll der Donner erschlagen, wenn ich Ihnen nur Ein unwahres Wort sage! Noch mehr! er fragte, ob Sie von des Majors Zärtlichkeit Wissenschaft hätten, und wie Sie sich dagegen bezeigten.

LEONORE. Und was antworteten Sie auf diese gefährliche Frage?

HAUPTMANN. Ich sagt' ihm gerade heraus, daß Sie in den Major eben so verliebt sind, als Er in Sie?

LEONORE. Ums Himmelswillen! da haben Sie was Schönes gestiftet.

HAUPTMANN. Gewiß nichts Böses: denn ihr Herr Vater sprach lächelnd zum Major: Herr Major! hätt ich das vor einigen Wochen gewußt; wer weiß, was geschehen wäre!

LEONORE. O es ist nicht möglich, daß mein Vater so spricht.

HAUPTMANN. Mich soll der Donner erschlagen, sag' ich Ihnen.

LISETTE. Um alles in der Welt, nur nicht, so lange Wir bey Ihnen sind!

HAUPTMANN. Nun kurz! Der Major läßt Sie inständig bitten, Sie sollen in ihrer Liebe standhaft bleiben; Er habe noch immer Hoffnung der Ihrige zu werden.

LEONORE. Eitle, ungegründete Hoffnung!

HAUPTMANN. Wer weiß? Vieles kömmt itzt auf die Windhunde an. Sind diese gut, so macht der Major dem Papa ein Präsent damit. Und glauben Sie, daß[20] solch ein Präsent keinen Eindruck auf die Seele ihres Herrn Vaters machen wird? – Und gesetzt auch, die Hunde machten die gehoffte Wirkung nicht; es lohnt doch der Mühe, es zu versuchen. Wahrhaftig Fräulein! Sie können keinen liebenswürdigern Gemahl unter der Sonne finden, als den braven Major, so wie Er keine liebenswürdigere Gemahlinn, als seine liebe Leonore.

LISETTE. Sachte, ich sehe die gnädige Frau kommen.

HAUPTMANN für sich. Ach nun muß ich wieder den Verliebten spielen: das ist das Schwerste von der ganzen Unternehmung.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 18-21.
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