Eilfter Auftritt.

[59] Reitbahn. Der Notarius. Lisette.


REITBAHN. Ha ha Lisette! trinkst du gern Rosoli?

LISETTE. Ich kann ihn sonst nicht nennen hören. Bloß auf des Herrn Bräutigams Gesundheit wollt' ich einen Schluck wagen: und muß darüber solchen Schrecken ausstehen.

REITBAHN. Ist mir leid Schätzchen! Trink ein andermal doppelte Portion. Wo sind die Leute alle?

LISETTE. Im Garten. Das Fräulein spielt Ombre mit der Mama und dem Graf Blumenkranz; die andern gehen spatzieren herum. – Nu Herr Notarius! Sie sind ja doch lebendig zurückgekommen?

NOTARIUS. Dem Himmel sey es gedankt! doch habe ich ein paarmal mentaliter testiret.

REITBAHN. Hör Lisette! – Wie stell' ichs an, daß mir der Major seine Schäcken verkauft?

LISETTE. Oh! das wird schwer halten.[59]

REITBAHN. Der Teufel, das sind Pferde! in der Welt muß nichts darüber seyn! Ich gebe gern 100 Souverainsd'or dafür.

LISETTE. Er wird sie schwerlich nehmen: aber versuchen Sie es. – Wissen Sie was – mit Ihm ist nichts zu reden; er ist nicht in der besten Laune – sprechen Sie mit dem Hauptmann! Wenn ihn ein Mensch in der Welt bereden kann, so ist es sein guter Freund, der Hauptmann.

REITBAHN. Nein Lisette! das ist mir zu weitläuftig; ich möchte gern heute noch richtig werden. Aber mach' es so: sieh, daß du den Hauptmann sammt dem Major herauf bringen kannst; und sag dem Hauptmann heimlich, ich schenke ihm ein Reitpferd, wenn er macht, daß ich den Postzug bekomme.

LISETTE. Auch das! So wird es vielleicht gehn.

REITBAHN. Allons Lisette! ich erwarte euch hier.

LISETTE. Ich stelle nur den Rosoli ab, und laufe gleich in den Garten.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 59-60.
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