Dreyzehnter Auftritt.

[61] Die Vorigen. Der Major. Der Hauptmann.


MAJOR. Was befehlen Sie Herr Graf?

REITBAHN. Nichts zu befehlen – ich habe mich für das Vergnügen zu bedanken, das mir ihre Schäcken verursachten.

MAJOR. Fanden Sie sie gut?

REITBAHN. Unvergleichlich Herr Major. Ich sollte sie zwar nicht loben, denn – ich habe Lust, sie zu kaufen.

MAJOR. Zu kaufen? – es ist mir leid, daß ich ihre Lust nicht befriedigen kann.

REITBAHN. Sie könnten nicht? warum nicht?

MAJOR. Weil diese Pferde mein einziges Vergnügen in der Welt ausmachen.

REITBAHN. Wenn ich sie aber recht gut bezahle – Wenn ich 300 Dukaten dafür gebe?

MAJOR. Sie kosten mir beynah so viel; hingegen habe ich auch einen Fünften dazu, der noch schöner ist, als diese, und den ich zum Reiten gebrauche.

REITBAHN. Ich verlange den Fünften nicht, ich gebe Ihnen für diese vier 300 Dukaten.

MAJOR. Das wäre gut bezahlt, ich bekenn' es; allein bedenken Sie, daß mich dieser Handel aller meiner Freude berauben würde. Ich kann nicht ohne Pferde seyn.

REITBAHN. Wohl! so machen wirs so: Ich geb' Ihnen meine Siebenbürger, die ich hier habe; die Schimmeln sind schön, und laufen wie die Gespenster – zwey Posten in zwey Stunden ohne zu schwitzen! und geb' Ihnen noch auf – 150 Dukaten. Leise zum Hauptmann. Herr Hauptmann helfen Sie doch!

HAUPTMANN. Hundert und fünfzig Dukaten, und die Schimmeln – Herr Major, ich glaube, Sie sollten sich bedenken.[62]

MAJOR. Mich bedenken? ich gestehe, das Anerbiethen ist ganz hübsch: allein –

REITBAHN. Allein – Ich weiß schon, was Sie denken. Sie sind mir abgeneigt, weil ich die Leonore heyrathe. Das ist in der That wunderlich, Herr Major! Es gibt ja andere Mädchen in der Welt, die noch schöner sind als meine Braut.

MAJOR. Aber wer setzt Ihnen solche Irrthümer in den Kopf? ich mache ja keine Ansprüche auf das Fräulein.

REITBAHN. O ich weiß Alles – Lisette hat mir alles vertraut. – Doch das mag seyn wie es will! Machen wir jetzt unsern Handel um den Postzug aus! diesen sollten Sie mir just desto eher zukommen lassen, weil ich die Lenorl heyrathe; denn er gefällt ihr.

MAJOR. Ich weiß gewiß, sie fodert nicht, daß ich mich meines ganzen Vergnügens beraube.

REITBAHN. Verzeihen Sie mir! Sie sind doch ein eigensinniger Mann. Leise. Herr Hauptmann, machen Sie doch!

HAUPTMANN. Sie sehen ja, daß nichts zu machen ist.

REITBAHN. Noch eins Herr Major! – Betrachten Sie diesen Ring. Er kostet mir 1000 Gulden. Weil Sie kein Geld wollen, geb ich Ihnen diesen Ring und meine Schimmel. Ist das nicht raisonnabel?

MAJOR. Ja! ich erkenn' es. Wenn mir aber meine Schäcken lieber sind als alles dieß; warum soll ich sie weggeben?

HAUPTMANN. Apropos! mir fällt etwas ein. – Ich merke wohl, es ist Ihnen ohnehin bekannt, daß der Major in das Fräulein Leonore verliebt ist.

MAJOR. Was sprechen Sie Herr Hauptmann?

REITBAHN. Ja ja! läugnen Sie es nicht! ich weiß alles.[63]

HAUPTMANN. Gesetzt – Fragen ist erlaubt – gesetzt – der Major gäbe Ihnen den Postzug, und Sie – träten ihm dafür das Fräulein ab?

REITBAHN. Ha der Teufel! ein verdammter Einfall!

MAJOR. Aber Herr Hauptmann! wollen Sie mich denn mit Gewalt um meine Schäcken bringen?

REITBAHN. Das wär' ein verfluchter Streich. Denken Sie nur, was die Familie sagen würde! – Es ginge gar nicht an! nicht wahr Herr Notarius?

NOTARIUS. Behüte der Himmel! das wäre pactum ignominiosum.

HAUPTMANN leise zum Notar. Herr! ich haue ihm Nasen und Ohren weg.

NOTARIUS. Man hat zwar schon dergleichen Casus erlebt: allein es ist nicht de consuetudine.

HAUPTMANN. Ist es deswegen Unrecht, weil es nicht gewöhnlich ist? Zum Notar leise. Herr! der Teufel hole mich: Nasen und Ohren!

NOTARIUS. Man müßte doch wenigstens consensum sponsae et parentum –

HAUPTMANN. Das versteht sich: aber das wäre leicht zu bewirken. Leise zum Notar. Herr! 50 Dukaten für Ihn.

NOTARIUS. Sobald Ältern und Braut consentiren – alsdann wohl – ja! da kann es gehen.

REITBAHN. Ha der Teufel! das Mädchen kratzte mir die Augen aus dem Kopfe.

HAUPTMANN. Nein! ich stehe Ihnen gut für ihre Augen.

REITBAHN. Herr Major, was glauben Sie?

MAJOR. Es kömmt auf Sie an: ich will Sie überzeugen, daß ich kein eigensinniger Mann bin, wie Sie mich erst nannten.[64]

REITBAHN. Und was sagt der Herr dazu, Herr Notar?

NOTARIUS. Warum nicht? wenn ein Eigenthümer sein Recht verkaufen will, wer kann ihms wehren? Das Fräulein ist kein Fideicomissum: consequenter kann sie auch verhandelt werden.

HAUPTMANN. Und ich glaube sogar, daß man sich hierüber auf die allerältesten römischen Gesetze berufen könnte?

NOTARIUS. Zuverlässig! und noch mehr auf die orientalischen.

REITBAHN. Auch? – Eh bien! – der Teufel hole mich, ich thu' es! Es wird wohl ein wenig Lärm entstehn, hingegen sind die Schäcken mein. Dop Herr Major! hier haben Sie meine Hand. Der Herr Hauptmann und der Notarius sind Zeugen.

MAJOR. Hier haben Sie die meinige, liebster Graf! Sie sind der liebenswürdigste Cavalier in der Welt. Er küßt ihn.

HAUPMANN. Also ist der Tausch zwischen Ihnen richtig. Ich will sogleich den übrigen Theilen Nachricht geben. Geht eilig weg.

REITBAHN. Die Schäcken sind also mein. Sagen Sie mir: bin ich nicht ein raisonnabler Kerl?

MAJOR. In der Welt ist keiner ihres gleichen. Ich sehe Sie für den Stifter meines Glückes an.

REITBAHN. Ich Sie ebenfalls. Mädchen kann ich genug auftreiben – das Heyrathen schlägt mir keine ab; aber einen so gleichen und schönen Zug Schäcken bringt man nicht leicht zusammen. Doch, wie ists mit dem fünften; das haben wir vergessen?

MAJOR. Den geb' ich Ihnen auch dazu.

REITBAHN. Bravo! Es freut mich, daß ich mit einem so rechtschaffenen Manne zu thun habe. Da kommen[65] sie schon. Ich bin recht begierig zu hören, was sie dazu sagen.

NOTARIUS. Ich will einige Schritte retrogradiren, um näher an der Thüre zu seyn.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 61-66.
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