Siebenter Auftritt.

[47] VERWALTER der die Thüre öffnet. Lisette! den Kaffe! die Herrschaften sind schon von der Tafel aufgestanden. Lisette und der Verwalter gehen ab.


Graf Blumenkranz und der Hauptmann.


BLUMENKRANZ. Ha! wie leicht ist mirs jetzt, daß ich das erschreckliche Mittagmahl überstanden habe! – [47] quelle gargotte! ich wollte gern einge hundert Louisd'or mehr schuldig seyn, wenn ich nicht daheraus gekommen wäre.

HAUPTMANN. Warum? es sind doch gute Leute. Wenn sie ihre Sachen nicht auf das Beste anzuordnen wissen; so thun sie doch gewiß alles recht gern, was sie thun.

BLUMENKRANZ. Aber ist unser Einem dadurch geholfen? ich bin, le diable m'emporte, itzt hungriger, als ich vor dem Essen war. Es war nichts zu genießen.

HAUPTMANN. Ich bin ganz satt. Und, Herr Graf! es waren doch einige Speisen recht gut zugerichtet.

BLUMENKRANZ. Ich war so unglücklich auf keine zu gerathen. – Und schon der Gestank in dem Speisesaal! die entsetzliche Musik! die elende Bedienung, da die Kerls herumliefen wie die Narren, und keiner wußte, wie er nur einen Teller geben sollte! die bürgermäßigen Propos des Herrn Barons! Alles zusammengenommen, kann ich schwören, daß ich in meinem Leben an keiner execrablern Tafel saß.

HAUPTMANN. Sie sind zu delikat Herr Graf, gar zu delikat.

BLUMENKRANZ. Das sagt man hier Landes von uns allen, die wir Paris kennen. Aber ich kann nun nicht helfen, daß mein goût für diese Länder zu fein ist. Kommen Sie denn oft hieher, Herr Hauptmann?

HAUPTMANN. Fast täglich, und recht gern.

BLUMENKRANZ. Ihr Herren seyd hier verliebt. Wo man verliebt ist, findet man Alles schön und gut. Ich beneide sie nicht; sie müssen ihr amusement theuer bezahlen.

HAUPTMANN. Verliebt? was fällt Ihnen ein?[48]

BLUMENKRANZ. Hum! von Ihnen will ichs noch im Zweifel lassen; denn wahrhaftig! die entreprise wäre zu kühn: aber der Herr Major ist es doch gewiß!

HAUPTMANN. Das könnte wohl seyn – doch –

BLUMENKRANZ. Mein dummer Cousin kommt hier übel zu Paß.

HAUPTMANN. Ich will eben nicht behaupten, daß er nicht besser thäte, wenn er diese Heyrath gar unterließe ...

BLUMENKRANZ. Wenn es noch möglich wäre, sie zu hintertreiben, so thät ichs gewiß – bloß der barbarischen forschtheimischen Familie wegen. Man kann wahrhaftig keine größere Sottise begehen, als sich mit einer solchen Familie zu encanailliren.

HAUPTMANN. Versuchen Sie es! vielleicht können Sie es doch noch verhindern.

BLUMENKRANZ. Nun ist es zu spät. Hätt' ich aber diese Leute, zumahl den Herrn Baron, dieses Muster eines Ours mal lêché, vorher gekannt; es wäre gewiß nicht so weit gekommen. – Was der Landlimmel mich mit seiner Bruderschaft importunirte! Ich habe in meinem Leben keinen so vierschrötigen Bruder gehabt. Was konnt' ich machen? Mit Wölfen muß man heulen. Wenn er mich aber in der Stadt Bruder nennt, so geb' ich ihm, Foi de Cavalier! keine Antwort.

HAUPTMANN. Sie handeln klug, daß Sie hier Nachsicht brauchen. Aber wegen der Heyrath könnten Sie, glaub' ich, noch immer Mittel finden. – Wenn zum Exempel das Verlöbniß unter irgend einem Vorwand aufgeschoben würde – und – doch, man kömmt schon. Herr Graf, lassen Sie ihren Unwillen nicht merken!

BLUMENKRANZ. Der Himmel bewahre! der Herr Baron scheint mir très capable, Einem eine Impertinenz anzuthun.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 47-49.
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