Dritter Auftritt.

[273] Appius, Wachen und Lictoren gehen vor ihm her. Der curulische Stuhl wird aufgestellt. Die Wachen reihen sich hinter demselben. Ruffus, Quintus, und das Volk treten hinter die Wachen. Wann Appius auftritt, ruft.


DAS VOLK.

Er lebe! lebe!


Appius bleibt einen Augenblick stehen, und nicket mit dem Kopfe dem Volk auf beyden Seiten seinen Dank zu; geht er mit Lucius vorwärts.


APPIUS.

Ist dieser Gruß schon Wirkung des Geschenks?

LUCIUS.

Ja Herr!

APPIUS.

Sieht Niemand noch in das Geheimniß?

LUCIUS.

Kein Aug' in Rom. Noch heut umarmest du.

Virginien.

APPIUS.

O sagtest du doch wahr! –

Der kühnste Schreyer Roms ist wider mich!

Wie viel Entwürfe, reif zur Wirklichkeit,

hat als Tribun der Freche mir vernichtet!

Ihr Liebesbündniß war mir nicht bekannt:[273]

ich hätte sicher sonst nicht diesen Weg,

den steilen Weg, zu meinem Zweck gewählet.

Gewiß hat ihn nun schon Virginia

von meiner Leidenschaft ...

LUCIUS.

Da kein Beweis

in ihren Händen ist, was können sie? –

Rom ist Icils Geschrey nun schon gewohnt;

es wirkt nur noch aufs Ohr, nicht mehr aufs Herz.

APPIUS.

Dort kommt sie schon – dem Frevler an der Seite!

LUCIUS.

Und Marcus weilt noch?

APPIUS.

Ich geboth es ihm.


Appius setzt sich auf den Richterstuhl; einige Beamte und die Lictoren stellen sich ihm zur Seite.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 2, Wien 1802, S. 273-274.
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