Fünfte Vorlesung

[88] Weimarische Verfassung. Verfassungskämpfe in Würtemberg. Das Wartburgfest. Die Reformationsfeier. Der Congreß zu Aachen. Stourdza's Schrift. Sand und Kotzebue. Reaction in Preußen. Karlsbader Beschlüsse. Demagogenverfolgungen. Stein und seine Freunde. Sand's Hinrichtung


Haben wir nun das vorige mal den Geist kennen gelernt, der sich in den Jahren 15 und 16 der deutschen Jugend bemächtigte, haben wir gehört, wie sie bereits zu Versuchen übergegangen war, das was sie bewegte in die Wirklichkeit des Lebens zu übertragen, auf den Gang der Politik selbstthätig einzuwirken, so werden wir ihr Raisonnement vollständig verstehen, wenn sie sagten:

»Wir sind zwar nur Studenten, aber wir werden später Lehrer, Geistliche, Aerzte, Beamte oder Richter des Volkes sein; jeder von uns erlangt also Einfluß und Gelegenheit, in seinem besonderen Kreise auf Erweckung besserer Gesinnungen im Volke hinzuwirken; so können wir demnach die Ideen einer einheitlichen Reichsverfassung Deutschlands populär machen und allmählich die Gewährung einer Solchen zur Forderung der öffentlichen Meinung erheben.« Ehe wir jedoch zu dem offenen Kampfe übergehen, der bald zwischen dieser freigesinnten Partei und den Regierungen ausbrechen sollte, und zu dem das Wartburgfest den äußeren Anlaß bot, haben wir uns zuerst einen Augenblick die allgemeine Lage zu vergegenwärtigen. –

Der jugendlichen Propaganda zur Seite, die vollständig frei und offen geführt und vorbereitet wurde, aber reactionären Regierungen sehr unbequem sein mußte, gingen die[88] Bewegungen, die in den einzelnen Staaten und Landestheilen durch die Begründung und Einführung der neuen Stände und Verfassungen hervorgerufen wurden. Von diesem Zeitpunkte an hat darum jeder deutsche Staat noch mehr als zuvor, so klein er auch sein mochte, seine besondere innere Geschichte; ich werde Sie aber gewiß nicht damit ermüden, Ihnen dieselben einzeln vorzuführen, und nur dann und an solchen Stellen davon reden, wo diese inneren Kämpfe und Verhältnisse von größerer Wirkung für das Ganze wurden. Als Muster einer aufrichtig gemeinten Constitution, eines wirklichen Vertrages zwischen Fürst und Volk, konnte nun von vornherein die Weimaranische Verfassung, ausgearbeitet durch Karl August's verdienstvollen Minister, den Herrn von Schweizer, gelten. Sie enthält als wesentliche Punkte schon die wichtigsten constitutionellen Bestimmungen. –

Erstens: Festsetzung des Budgets oder der Staatsausgaben im gemeinschaftlichen Zusammenwirken von Ständen und Regierung. Weiter das Recht, daß ohne ausdrückliche Verwilligung der Stände, den Unterthanen keinerlei Steuer oder Abgabe darf auferlegt werden. Drittens, Prüfung der Staatsausgaben und das Recht, dem Fürsten über Mängel oder Mißbräuche der Verwaltung Vorstellungen zu machen.

Dann die Verantwortlichkeit der Minister und höheren Beamten, endlich das Recht, neue Gesetze anzunehmen oder zu verwerfen, so daß dieselben nur gültig sein konnten, wenn auch die Stände sie angenommen hatten.

Nur in einem Lande, wo diese Kernpunkte, zu denen sich noch die Bestimmungen über eine möglichst unbeschränkte Wahlart der Landstände, gesellten, nur in einem solchen Lande sage ich, kann von einem wirklich constitutionellen Leben die Rede sein. Ein Solches in Deutschland festzustellen, darum dreht sich jetzt zunächst der Kampf der Parteien, sich fortsetzend[89] bis in die Tage der Gegenwart. Ein volles constitutionelles Leben wie es in England sich entwickelt hat, besitzen wir bis heute noch nicht, noch sträubt man sich unter Anderem vielfach, jenes Princip klar anzuerkennen, welches die englische Verfassung so stark macht, die Verantwortlichkeit der Minister, die einestheils dort nie ihr Amt behaupten können, wenn die Mehrheit im Parlamente gegen sie ist, und anderntheils wegen ungesetzlicher Handlungen vor Gericht gestellt werden können. – Doch genügt für jetzt diese kurze Andeutung, wir haben uns nun dem zeitgemäßen Fortschritte in Weimar gegenüber, ein schroffes Gegenbild derselben in den Zuständen Hessen-Kassels zu vergegenwärtigen. Dort war der verjagte Kurfürst zurückgekehrt, und bemühte sich mit der Halsstarrigkeit seines Stammes auch äußerlich Alles wieder auszulöschen, was in den 7 Jahren von Jérome's Herrschaft geschehen war. Zopf und Puder wurden wieder eingeführt, die Zopflänge genau bestimmt, und sogar die um 1806 entlassenen Regimenter sollten sich wieder, wie sie damals waren, einstellen. Hanau, dessen Wälle seit 7 Jahren geschleift waren, wurde nach wie vor als Festung betrachtet, und alle Beamte, die seit des Fürsten Flucht avancirt oder versetzt waren, wurden wieder genau das, was sie vor 7 Jahren gewesen. Diese wenigen Beispiele zeugen, wie wahnsinnig da gewirthschaftet wurde; dazu kam der furchtbare Geiz und die Habsucht des Fürsten, der nicht befriedigt damit, daß der damals noch arme, aber redliche Rothschild seine ihm anvertrauten Schätze gerettet hatte, nun auch noch darauf bestand, das Volk solle ihm die ständischen Vorrechte, die Gesetze, die es mit Fug und Recht verlangen konnte, mit schwerem Gelde abkaufen, und er verlangte dafür von dem ausgesognen Lande die schöne Summe von vier Millionen. Dagegen wollte er dann sogar eine Vertretung der Bauern, die bis dahin völlig rechtlos gewesen waren, gestatten.[90]

Zur selben Zeit erließ, im Gegensatze dazu, der Herzog von Weimar dem durch den Krieg so schwer bedrückten Volke, eine neue Steuer, indem er, wie auch seine Gattin und Schwiegertochter, ihre Juwelen opferten, um eine Staatsschuld zu zahlen. – Wie traurig war es doch für Deutschland, daß solch ein hochherziger Fürst nicht der Regent eines größeren und einflußreicheren Staates gewesen! –

Als man dann endlich in Kassel die »alten Stände« einberief, um eine neue Constitution zu berathen, kam es zu so langen Streitigkeiten zwischen ihnen und der Regierung, daß der Kurfürst dieselben, ehe sie noch das Mindeste zu Stande gebracht, wieder »huldvoll« entließ, und so lange der Alte lebte, wurden sie auch nicht wieder einberufen. Im Volke aber blieb doch das Bewußtsein haften, daß es wieder einmal selbstständig aufgetreten war, sich um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert hatte, und daß das übrige Deutschland seinem Kampfe theilnahmvoll zugeschaut hatte. Aus solchen Vorgängen erwuchs wenigstens Samen für die Zukunft. Noch größere Theilnahme jedoch als der Kasselaner erregte der Würtembergische Verfassungsstreit, denn dort war die Tradition, welche das Volk mit seinen alten ständischen Gerechtsamen verband, noch besonders frisch und lebendig.

Das Herzogthum Würtemberg besaß noch bis zum Jahre 1797 eine alte erbländische Verfassung, die der berühmte englische Parlaments-Redner Fox als die beste in Europa nach der englischen, bezeichnet hatte. Das Hauptgerechtsam dieser Stände bestand, wie übrigens bei allen alten Ständen, in dem Recht der Steuerverweigerung, aber dieses Recht wurde von dem Alt-Würtemberger stets strenge gehandhabt. Wie traurig aber sah es jetzt in diesem Lande unter König Friedrich's Regierung aus, der seinen prunkenden Titel auch nur Napoleon's Gunst verdankte. Fast noch französischer gesinnt als der Baiernfürst hatte der vorhinige[91] Kurfürst seine eigne Tochter dem leichtsinnigen König von Westphalen zur Frau gegeben, dem er in der übertriebensten Prunk- und Verschwendungssucht kaum nachstand. In Folge dessen kamen nun, als er die alten Stände, die, wie gesagt, seit 1797 nicht versammelt gewesen, wieder einrief, schauderhafte Zustände an den Tag. Der Jahresaufwand des kleinen Hofes berechnete sich bis auf 5 Millionen Gulden, 1/3 aller Staatseinkünfte, während die Civilliste (das jährliche Einkommen des Fürsten) in Rußland nur den 30., in Frankreich den 16. und in Preußen den 22. Theil ausmachten.

Noch schrecklicher war die schonungslose Bloßlegung der furchtbaren Qualen, die dem geringen Manne durch die übermäßige Hegung des Wildes, und den Verbrauch von Menschenkräften bei den Treib-Jagden auferlegt war. Nicht allein Würtemberg, ganz Deutschland fühlte sich von Theilnahme durch diese Enthüllungen ergriffen, sowie auch von dem ruhigen Mannesmuth, mit dem die Stände alle Greuel einer absolutistischen Mißregierung nicht allein bloßlegten, sondern mit dem sie auch auf ihrem alten guten Rechte beharrten. Sie gingen nun freilich in Letzterem wieder viel zu weit, so daß sie endlich zu ihrem Fürsten, der bei allen seinen Fehlern, seinem Souveränitätsdünkel, seiner Prachtliebe – doch eine kräftige und kluge Natur war, in einen wunderlichen Gegensatz geriethen. Der König wollte eine Verfassung im neueren Sinne geben, die Stände dagegen ihre alten Satzungen beibehalten. Wir werden diese Kämpfe nicht in ihre Details verfolgen; sie waren nur ganz dazu angethan, die erwachende Liebe zu dem Alten, zu den Rechten der Väter, zu den Schöpfungen des Mittelalters, auch von dieser Seite her zu stärken, und wie thöricht nun auch von dem neuen Standpunkte aus vielfach der Widerstand dieser alten würtembergischen Stände erscheinen mochte, so erhebend wirkte[92] doch wieder im Allgemeinen das entschiedne Auftreten dieses zähen schwäbischen Volksstammes, der auf seine alten Satzungen pochend, sich die alte Liebe und Treue zu ihnen bewahrt hatte. Unter solchen und ähnlichen Zusammenstößen entwickelte sich denn doch allgemach ein politisches Leben, erwuchs eine Theilnahme der öffentlichen Meinung, die von da an nicht mehr zu unterdrücken war. Nicht unbemerkt aber darf es an uns vorübergehen, wie an dieser Stelle auch die Poesie zuerst ihre Stimme für öffentliche Interessen erhebt, und durch Uhland's Mund theilnimmt, an den inneren Kämpfen seines kleineren Vaterlandes. Es sind die ersten feurigen Anklänge politischer Poesie in unserer zweiten großen Literaturepoche, die uns hier aus Uhland's vaterländischen Gedichten entgegenklingen. Er erzählt uns in seiner herrlichen Sprache von den Vorzügen Schwabens, um dann mit der Strophe zu endigen:


»Du Land des Korn's und Weines,

Du segensreich Geschlecht,

Was fehlt dir? – All und Eines:

Das alte, gute Recht


Mit seinen Liedern begleitete er die ganze fernere Entwickelung des Kampfes, der sich noch lange hinzog, auch als nach dem rasch erfolgten Tode König Friedrich's, Wilhelm I. den Thron bestieg. Wir haben diesen begabten Fürsten schon als Kronprinz bei den Pariser Friedensschlüssen, wo er auf Seiten der Patrioten stand, kennen gelernt, und erinnern uns, wie man ihn bereits zum Regenten des Elsaß und Lothringens ausersehen hatte. Trotz der großen Popularität, die dieser Fürst genoß, währte der Streit doch noch drei Jahre lang fort, und stieg bis zu einer solchen Höhe, daß sogar das äußerste Mittel, die Steuerverweigerung ausgesprochen wurde, bis sich endlich 1819 der König zu dem Richtigen entschloß, zur Vereinbarung eines neuen Verfassungsvertrages[93] mit den Ständen, was Uhland mit den schönen Worten besang und charakterisirte:


»Die Gnade fließet aus vom Throne,

Das Recht ist ein gemeines Gut;

Es liegt in jedem Erdensohne,

Es quillt in uns, wie Herzensblut;

Und wenn sich Männer frei erheben

Und treulich schlagen Hand in Hand,

Dann tritt das innere Recht in's Leben

Und der Vertrag gibt ihm Bestand!«


Am 18. October 1819 wurde dann auf dem Hoftheater in Stuttgart zur Feier der Verfassung, Uhland's: Ernst von Schwaben mit seinem schwungvollen Prologe aufgeführt, in dem es heißt:


»Ja! mitten in der wildverworrenen Zeit

Ersteht ein Fürst vom eignen Geist beseelt,

Und reicht hochherzig seinem Volk die Hand;

Zum freien Bund der Ordnung und des Rechts


Wie schon erwähnt waren diese Vorgänge von großem Einfluß auf die ganze politische Entwickelung Süddeutschlands, und bald werden wir hören, wie alle süddeutschen Staaten nach und nach Verfassungen errangen, sehen uns aber zuvor einen Augenblick nach dem Bundestage um, der endlich am 5. November 1816 in Frankfurt war eröffnet worden, obschon dies bereits am 15. September 1815 hätte geschehen sollen. Noch immer hofften warme Vaterlandsfreunde, derselbe könne sich günstig entwickeln, selbst die damaligen Gesandten glaubten, in Opposition mit ihren Regierungen, ihn zu einer kräftigen Centralgewalt umgestalten zu können. –

Wilhelm von Humboldt aber, mit seiner scharfen Einsicht, meinte dagegen sehr richtig, diejenigen, die den Anfang des jetzigen Bundestages sähen, würden schwerlich den Anfang des verheißenen erleben. – Immerhin kann auch das schlechteste Werkzeug in der Hand eines Meisters noch[94] Gutes wirken, aber dieser Meister, der wenigstens den Bund von vornherein in ein anständiges Geleise hätte bringen können, der Freiherr von Stein, lehnte seine Betheiligung daran ab. Metternich hatte ihm die Präsidentenstelle angeboten, Preußen ihn als seinen Gesandten nach Frankfurt schicken wollen – er konnte sich zu keiner Annahme entschließen und entschuldigte sein Zurückziehen mit der Unvollkommenheit der Bundeseinrichtungen. Aber gerade diese Unvollkommenheit wäre durch nichts kräftiger documentirt worden, als wenn selbst ein Mann wie Stein auf die Länge nichts damit hätte ausrichten können. Er hatte Unrecht nicht noch dieses letzte Opfer dem Vaterlande zu bringen. Graf Buol-Schauenstein erhielt nun die Präsidentschaft, und eröffnete den Bundestag einfach durch eine Rede, in der von vornherein gesagt wurde, daß Deutschland keinen Bundesstaat, sondern nur eine Verbindung gleich unabhängiger Staaten bilde. –

Trotz des besten Willens einzelner Gesandten sah er sich dergestalt vom ersten Tage an zur Ohnmacht verdammt, war er nicht einmal in materiellen Dingen fähig eine durchgreifende Hülfe zu schaffen und wie dringend nothwendig war eine solche in dem nun beginnenden Noth- und Theuerungsjahre von 1817, wo man es von Frankfurt aus nicht einmal erzwingen konnte, daß zwischen den einzelnen deutschen Staaten die Zollschranken fielen, und ein Austausch der nothwendigsten Lebensbedürfnisse stattfinden konnte. Dagegen aber wurde beschlossen, die Verhandlungen des Bundestages nicht zu veröffentlichen, so daß das Volk nicht einmal erfuhr, womit man sich denn eigentlich auf der Eschenheimergasse, in dem Palais des Fürsten Thurn und Taxis, beschäftigte. – Doch blieb der Hoffnung für Deutschlands Zukunft immer noch Raum übrig, so lange man auf Preußen hoffen konnte – dort lag der Schwerpunkt aller der hier angedeuteten[95] Fragen; es kam Alles darauf an, ob Preußens Fürst und seine Minister froh und freudig das gegebene Wort einlösen, ob der Vertrag zwischen Fürst und Volk dort baldigst abgeschlossen, und damit alle reactionären Bestrebungen, die ihr Haupt höher und höher erhoben, zurückgedrängt würden. Dazu hatte es aber leider wenig Anschein – der Adlerorden, den man Schmalz verliehen, das Verbot des rheinischen Merkur zu Anfang 1816, die Versuche reactionärer Blätter, um darzuthun, daß das Volk in Preußen gar keine repräsentative Verfassung wünsche, daß sein bester Trost der sei: »Ich gehe an's Kabinet« – dies Alles ließ wenig Gutes erwarten. »Untröstlich noch war's allerwärts,« so mußte Uhland singen in seinem herrlichen Liede am 18. October 1816, wenn er aber dann hinzufügte:


»Doch seh ich manches Auge flammen,

Und klopfen hört' ich manches Herz,«


so schlug dieses Herz jetzt immer lauter in der Brust der jungen Männer, ihnen nur zu bald Verfolgung und Verderben bringend, weil kein Fürst, kein Staatsmann sich fand, der es verstanden hätte, diese Stimmungen für edle Zwecke auszubeuten. Selbst Niebuhr, der berühmte Philologe und Historiker, selbst er, der eigentlich diese anmaßende Jugend haßte, klagte damals laut die Regierungen an, daß ihre Trägheit und Unfähigkeit eine Menschengruppe von so rein sittlicher Gesinnung, daß sie kaum zu einer politischen Parthei tauge, in eine fanatische Secte verwandle. –

Die Gelegenheit, einen Hauptschlag gegen die jugendlichen Stürmer zu führen, blieb nicht aus. Der 31. October 1817 brachte die dritte Säcularfeier der Reformation, und dieses Fest sollte in ganz Deutschland großartig begangen werden; damit zusammen fiel in dem October die noch so frische Erinnerung an die Leipziger Schlacht. In Folge dessen faßten zwei Studenten, der Burschenschaft angehörend, [96] Hoffmann aus Rödelheim, der in Gießen, Maßmann aus Berlin, der in Jena studirte, den Gedanken, beide Feste in eines zu verschmelzen. Sowie Luther Deutschland vom Joche Roms, der Tag von Leipzig es vom Joche Frankreichs erlöst hatte, so sollte dies Angedenken gleichzeitig gefeiert werden und als Schauplatz dafür wählte man die altehrwürdige Wartburg, die durch so manche glorreiche Erinnerung mit der deutschen Geschichte und Literatur innigst verwebt ist. Die Weimaraner Regierung kam diesem Gedanken bereitwilligst entgegen, und erlaubte, daß die Jenenser Burschenschaft ihre Einladung zu dem genannten Zwecke an alle deutsche Hochschulen ergehen ließ. Auch die Stadt Eisenach blieb nicht zurück; Stadt, Kirche und Burg wurden festlich geschmückt, aus den herzoglichen Forsten das Holz zu den Freudenfeuern freiwillig geliefert, und die herzoglichen Fischteiche für das Festmahl geöffnet. Gegen 500 junge Männer hatten sich an dem bestimmten Tage eingefunden; die Mehrzahl aus Jenenser Studenten bestehend, doch waren auch Abgeordnete von andern Hochschulen gekommen, und diesen Studenten schloß sich der Eisenacher Landsturm an. Ein ritterlich-religiöser Hauch, dem Charakter entsprechend, den Fichte diesen Jugendbünden zu geben gesucht, lag über der ganzen Feier, ja er artete sogar hie und da in den Reden in eine gewisse unklare Frömmelei aus; dabei waltete die größte Ordnung und Feierlichkeit über der ganzen Versammlung und gab sich bei allen Trinksprüchen kund. Geistlicher Gesang ertönte am Anfang wie am Ende, eine Turnerschaar trat auf und zeigte ihre Uebungen, patriotische Lieder und Reden erschallten, welche alle die Eintracht und den schön erwachten Freiheitssinn des deutschen Volkes verherrlichten. Nur hie und da streiften die Reden an das Politische an, aber, im Geschmacke der Zeit, so sehr verbrämt mit Schwulst und Bombast, daß wir heutigen Tages es kaum noch begreiflich[97] finden, wie man diese phrasenhafte Rhetorik, deren Kern, wenn man ihn herausgefunden, sich doch immerhin als ein tüchtiger und rein sittlicher zeigte, als Aufforderungen zum Hochverrath, zum Umsturz und dergleichen deuten konnte. –

Als der Abend hereinsank, zogen Alle mit Fackeln auf den Wartenberg, der Wartburg gegenüber, wo die Holzstöße für das Siegesfeuer, aufgeschichtet lagen. Während man dieses entzündete, hielt ein Student, Rödiger aus Frankfurt, die Festrede, die man fast mehr als eine Predigt bezeichnen konnte, so wunderlich gespreizt und mit Bibelsprüchen vermischt war ihr Inhalt. Er geißelte vorzugsweise die Untugend der Franzosen, die Nachäfferei, die Genuß- und Selbstsucht, und rief zuletzt auf zu abhärtender Entbehrung. Sehr nebenbei erwähnte er auch die Wortbrüchigkeit der Fürsten, die Unfähigkeit des Bundestages u.s.w.

Ein Beispiel, in welchem Ton diese und andere Reden gehalten waren, mag uns folgende Probe geben: »Es ist nun Zeit, daß wir lernen trocknes Brod essen und auf der Erde schlafen, denn dem Gerechten ist oft kein Mahl bereitet, und dem Frommen kein Lager gedeckt. Bewachen wir vor Allem die Schlangen in unserer Brust, denn die Heuchler werden Euch sagen: Brüder, liebe Brüder, theilet das Pfühl mit uns, hier liegt sich's gut, aber sie locken uns nicht« u.s.w.

Auch die Reden der mitgekommenen Professoren: Oken, Fries, Kieser enthielten nichts, was irgendwie hätte mißdeutet werden können, und schon war ein Theil der Feiernden wieder von dem Wartenberg abgezogen, als die Zurückbleibenden und nicht die Besonnerenen auf den Einfall kamen, bei den noch züngelnden Flammen ein Autodafé zu halten um nach dem Beispiele Luther's, so wie er die päpstliche Bulle verbrannt, einige Schandschriften zu verbrennen, und zwar wie Maßmann in seinen einleitenden Worten dazu[98] sagte: »als Gericht und zur Kundgebung des grimmigen Hasses wider alle Bösen und Buben im Vaterland.«

Die gehobene Stimmung des Tages schlug nun in satyrischen Uebermuth und losgelassene Laune um. Die Bücher, die man herbeischleppte und dem Feuertode weihte, boten ein seltsames Gemische dar, und deren Auswahl legte Zeugniß ab für die politische Unreife dieser jungen Leute. So befanden sich neben Schriften wider Burschen– und Turnerwesen Andere, allgemeinen Inhalts, die für reactionär erklärt wurden, obgleich sie kaum so zu nennen waren, Schriften, die den Juden- und Franzosenhaß verdammten, der Code Napoléon, ein Gesetzbuch, wie man in Deutschland noch lange keines besaß – dies Alles wurde in buntem Durcheinander auf dem brennenden Holzstoße geopfert und so oft ein Buch in's Feuer flog, dazu ein betreffendes Kraftwort ausgesprochen, wie z.B.: »Fröhne du fortan dem Zwingherrn der Hölle« oder »Fahre hin du böser Feind und Widersacher der edlen Jugendfreiheit«, dann kam es noch derber: »Der Kerl muß brühwarm gesalzen und gepfeffert werden!« Und als nun auch das Buch des berüchtigten Schmalz erschien, die Schrift von Janke, und der Gend'armeriecodex von Kamptz, auch die deutsche Geschichte von Kotzebue, da brachen die Pereats donnernd los.


»Zuletzt noch rufet Pereat

Den schuft'gen Schmalz-Gesellen!

Und dreimal Pere-Pereat,

So fahren sie zur Höllen!«


Am Ende schleppte die erregte Schaar noch einen Schnürleib, einen Korporalstock, und einen Zopf herbei, und jubelnd schleuderte man sie als Symbole der Fessel, der Knechtschaft und des Philisteriums in die lodernde Gluth. – So endete der übermüthige Studentenscherz, denn mehr ist es nicht gewesen, aber der böse Geist, den man damit heraufbeschworen,[99] ließ nicht lange auf sich warten und ging geschäftig um, den derben Spaß als ein Attentat auf Staat, Fürst und Obrigkeit zu bezeichnen. Arglos bezogen die Theilnehmer des Festes, nachdem der Humor sich ausgetobt, ihre Nachtquartiere; am nächsten Tage wurde noch eine allgemeine Verbrüderung geschlossen, deren Theilnehmer sich verpflichteten, Jeder in seinem Kreise für die Burschenschaft und die Verbreitung deutschen Sinnes zu wirken. Ehe man sich trennte nahm noch die Mehrzahl der Studenten in der Kirche zu Eisenach das heilige Abendmahl! – Leise aber und im Dunklen schlich die Verdächtigung des Festes, namentlich der Bücherverbrennung, umher und wurde in's Maßlose vergrößert und übertrieben. Es sollten nicht allein die Bundesacte und Allianzurkunde, sogar auch die Symbole des christlichen Glaubens und das Bild Martin Luther's mitverbrannt worden sein. Die Väter der verbrannten Bücher fühlten sich furchtbar beleidigt, namentlich der Herr von Kamptz; schon am 9. November erhob er eine Beschwerde gegen den Haufen »verwilderter Professoren und verführter Studenten«, und gleichzeitig schrieb er eine besondere Schrift über das Autodafé, die sich in den heftigsten Ausdrücken erging.

»Das Feuer«, so heißt es dort, »was in Frankreich zuletzt den Thron ergriff, ist von Scheiterhaufen ausgegangen, welche ausgelassene Demagogen den für den Thron erschienenen Schriften errichtet haben!« –

Lächerlich, wie uns diese Phrasen heute erscheinen mögen, muß ich doch für die gegenwärtige und nach folgende Zeit erwähnen, wie solche übertriebene Furchtgedanken damals sehr ernst gemeint waren, und noch als eine Nachwirkung der Gräuel der französischen Revolution bezeichnet werden müssen. Man glaubte in jeder selbstständigen Regung des Volksgeistes schon das erste Zucken einer furchtbaren Umwälzung zu sehen, und konnte sich noch lange nicht zu der Einsicht bequemen,[100] daß Reformen, zur richtigen Zeit ausgeführt, jedem Ausbruch roher Gewalt am sichersten zuvorkommen. Indessen zitterten noch Mächtigere als der Herr von Kamptz und sahen schon im Geiste das Messer der Guillotine über sich schweben, – Auch in Berlin hatte man den 18. October mit einer Turnfeier begangen; am Abend erschien in einer geschlossenen Gesellschaft Alles in altdeutscher d.h. mittelalterlicher Tracht, die damals Männer und Frauen mit Vorliebe trugen. Viele Turner waren zugegen und man ergoß sich denn auch in den zur Gelegenheit passenden Redensarten, wobei man wie auf der Wartburg gerne starke Ausdrücke gebrauchte, wie Tyrannen, Zwingburgen, Despotenlaunen u.s.w., was jedoch durchaus nicht so schlimm gemeint war. Diese Feier aber vermehrte noch die Angst in den oberen Regionen, und Preußen und Oestreich schickten ihre Minister nach Weimar und Jena, um die Sache zu untersuchen, sogar aus Frankreich traf eine ängstliche Note in Berlin ein und Rußland schickte den Herrn von Kotzebue nach Weimar, die Gährung in der Nähe zu beobachten, und derselben durch ein reactionäres Blatt, das er dort herausgab, das Gegengewicht zu halten. –

So groß war die Aufregung, daß selbst Stein, an den sich der bedrängte Karl August durch seinen Minister wenden ließ, mit der Bitte, den Aufruhr der Großmächte zu beschwichtigen, ohne daß er die Sache näher untersucht hatte, gegen die Jenenser Professoren losdonnerte. Beruhigte man sich denn auch endlich über das Fest, so zwang man doch jetzt den gütigen Fürsten förmlich dazu, sich gegen die freie Presse zu wenden, und zugleich die auf dem Feste beschlossene Burschenzeitung zu verbieten. – Von diesem Zeitpunkte an entwickelt sich nun eine steigende und sich immer mehr zuspitzende Opposition und Gehässigkeit zwischen der studirenden Jugend und jüngeren Männerwelt, und Allem was[101] Regierung und Beamtenthum heißt. Von ihm datirt auch die nähere Verbindung der Burschenschaft mit den Turnern; Jahn's Sprechweise, sein Altdeutschthum wurde von den Ersteren mehr und mehr adoptirt. Sie wollten eine eiserne Jugend werden, trugen ein eisernes Kreuz an der Mütze, einen eisernen Orden am Knopfloch, eisenbeschlagene Schuhe und Stöcke, und spotteten im derben Burschenton über die Philister, die nicht spürten, »wie Wuotan's Odem braust, und über ihre Stubenpacht und Ofenwacht, die die Herzen weich gemacht.« Die Welt sollte wieder stark werden durch »Wanderfahrt und Turnerart,« – damit die Turner nach Follen's Wort: »Die Tempel der Erdengötter« stürzen konnten. Dabei versenkten sich die Bursche mehr mehr und in eine erkünstelte Schwärmerei für das Alte und Abgestorbene, dem sie eine neue Herrschaft erwecken wollten.

Auf solche Verirrungen gerathen eben naturgemäß selbst die besten und frischesten Geister, wenn sie sich im Leben der Gegenwart ihre berechtigten Ideale stets wieder entrückt sehen, und die schöne Wärme für das Vaterland nicht durch ein Wirken innerhalb gesetzlicher Kreise für dasselbe bethätigen dürfen. –

Ein schönes Blatt aber in der Geschichte dieses Jahres 1817 bildete im Gegensatz zu dem Erzählten das große Reformationsfest, welches überall in Deutschland auf's Festlichste begangen wurde, und bei dem sich überall eine Toleranz, eine geistige Freiheit in religiösen Dingen offenbarte, die wahrhaft herzerfreuend wirkte. Man faßte das Fest auf, als einen Weihetag der geistigen Freiheit und Aufklärung, und in unermeßlicher Mehrheit waren dabei die aufgeklärten Geistlichen vertreten. Zugleich zeigte sich der Sinn des Volkes als so tüchtig und gesund, daß wohlhabende Bürger oder Gemeinden diesen Gedenktag vielfach zur Gründung neuer Lehr- oder Wohlthätigkeitsanstalten benutzten. In[102] Preußen wurde das Fest von besonderer Bedeutung, weil in Berlin zugleich die Union der reformirten und protestantischen Confessionen sich vollzog, und in Wittenberg legte der König am 31. October den Grundstein zu einem Denkmale für Luther, welches sich seitdem dort in schöner Ausführung erhebt. Aber das erfreulichste Zeichen der Zeit war die tolerante Art und Weise, wie auch in den katholischen Ländern die Feier gefördert und unterstützt wurde; selbst in Wien feierte man das Fest drei Tage lang und in Baiern wurde jede protestantische Gemeinde von den Behörden besonders dazu aufgefordert. –

Hand in Hand mit dieser kirchlichen Toleranz entfaltete sich denn auch jetzt in Süddeutschland mehr und mehr ein wackrer politischer Geist, und es zeigte sich die seltsame Erscheinung, wie viel tiefer die Ideen und Wünsche der Zeit im Süden eingedrungen waren und den Sinn der Nation bewegten, als im Norden. Am meisten zurück in dieser Hinsicht erwies sich die Bevölkerung in Preußen und Oestreich. Also dort Stillstand, während hier Bewegung sich offenbarte, wozu merkwürdigerweise die Eifersucht auf Preußen etwas beitrug. Die süddeutschen Staaten, namentlich Baiern, zeigten sich im Gegensatz zu dessen Zaudern eifrig bereit, Verträge mit ihren Unterthanen abzuschließen, trotz der directen Gegenströmung, die von Wien ausging.

So gab das Jahr 1818 denn auch Baiern und Baden Verfassungen mit einem Zweikammersystem, welche die Abgeordneten mit Rechten ausstatteten, die ein gesundes und reelles Verfassungsleben verbürgten. In Nassau geschah bald ein Gleiches und selbst in Sachsen begann sich ein freier und selbstständigerer Geist zu regen. Mit besonderem Interesse aber blickte man auf Baden, wo unter der Anführung von Rotteck, dem bekannten Geschichtschreiber, eine Reihe von redegewandten und einen für jene Zeit ungewöhnlichen politischen[103] Scharfblick verrathenden Männern, auftraten. – Unter solchen Verhältnissen wurde im Herbst 1818 der Congreß zu Aachen eröffnet, gemäß dem Versprechen, welches sich die vier Großmächte bei dem Abschlusse der heiligen Allianz gegeben hatten, von Zeit zu Zeit zusammenzutreffen und die öffentlichen Angelegenheiten zu berathen.

Es handelte sich jetzt vorerst nur um die Zurückziehung der Besatzungstruppen aus Frankreich, was die französische Regierung dringend verlangte. In Anbetracht der Ruhe und Ordnung, deren sich Frankreich erfreute, wurde denn auch diesem Verlangen Folge geleistet, und ebenso die Zahlungsfrist für die französische Contribution verlängert. Dann wurde Frankreich feierlichst eingeladen, der heiligen Allianz beizutreten, und nachdem dies geschehen, vereinten sich die fünf Großmächte zu einem System, nach dessem Wortlaut sie ihre Interessen für solidarisch erklärten, sich auf's Neue ihrer gegenseitigen friedlichen Gesinnungen versicherten und zu einem gemeinschaftlichen Handeln, in Allem was das Staatswohl und was damit zusammenhing betraf, verbanden. Durch öftere Zusammenkünfte oder Congresse sollten stets alle wichtigen inneren und äußeren Angelegenheiten geordnet werden.

Es datirt von da an eine neue Art des Völkerrechts, eine Epoche des Friedens, die zuletzt einen Krieg fast undenkbar erscheinen ließ, aber auch eine gemeinsame Opposition der Gesammtmacht Europas gegen alle freiheitlichen Bestrebungen der Völker. Zwar tadelte jetzt auch Kaiser Alexander die Saumseligkeit Preußens, sich an die Spitze der liberalen Bewegung zu stellen und sich von den süddeutschen Staaten, bezüglich der Verleihung von Verfassungen, überholen zu lassen, aber es war wohl nicht sehr ernstlich gemeint. – Mit tiefem Schmerz sah Stein, den Alexander auch nach Aachen berufen hatte, welche klägliche Rolle Preußen auf diesem Congresse spielte, wie die fremden Diplomaten[104] ungescheut von ihm sagten: »Preußen zählt nicht mit, es wird für nichts geachtet, es hat keine Regierung; der Kanzler, Fürst Hardenberg, ist gänzlich abgenutzt u.s.w.«

So war es leider in der That, und über diesen eitlen, charakterlosen und selbstsüchtigen Minister hinaus erhob sich jetzt schon die reactionäre Partei, mit dem Fürsten Wittgenstein und Herrn von Kamptz an der Spitze, die bald vollständig triumphiren sollte und der jeder Gedanke an eine Verfassung unausstehlich war. –

Auch Kaiser Alexander's Aufrichtigkeit erscheint hier wieder in sehr fragwürdiger Gestalt, denn er producirte auf dem Aachner Congreß die bekannte Schrift eines Russen, Namens Stourdza, die in Paris und zwar zugleich in mehreren Sprachen erschienen war. Dieses schlechte Machwerk stellte eine Revolution in Deutschland in Aussicht, die Gründe dafür herholend aus der Wartburgfeier, der Steuerverweigerung in Würtemberg und der massenhaften Auswanderung, die in der That stattfand, aber einestheils durch die große Noth und Theuerung jener Jahre, anderntheils durch den Druck der bäuerlichen Verhältnisse, herbeigeführt wurde. Als Grundursache dieser Vorkommnisse waren angegeben: die Schwäche des Bundes, die Zerrüttung von Religion und Presse, namentlich aber die Barbarei, die auf den Universitäten herrsche. Diese Schrift, ein recht klarer Fingerzeig für das, was eine reactionäre Regierung zu thun habe, wurde denn auch vielfach besprochen, statt daß man die elende Denunciation einfach zu den Acten legte, und sie sollte denn auch in Wirklichkeit ihre schrecklichen Früchte tragen. Kaum wurde diese Schrift in Deutschland bekannt, als sich, und besonders unter der Jugend, die tiefste Entrüstung kund gab, über eine solche Einmischung des Fremden in die inneren Angelegenheiten des Vaterlandes: aber auch verständige, reife Männer gaben ihr vernichtendes Urtheil[105] darüber ab. Zwei Jenenser Studenten, die Grafen Buchholz und Keller, forderten Stourdza, als den Beleidiger der deutschen Jugend, zum Duell heraus. Er entfloh von Weimar nach Dresden und bat von dort aus den Senat in Jena, man möge die Ausforderung zurücknehmen, er habe die Schrift auf Befehl seines Kaisers gedacht, geschrieben und ausgeführt! In Folge dieser Erklärung verzichteten die Studenten darauf, Genugthuung von einer »Denk-, Schreib- und Handlungsmaschine« zu verlangen. Desto grimmiger warf sich der Haß auf den Deutschrussen, den Staatsrath von Kotzebue, den bekannten Verfasser von unzähligen Lust und Rührstücken, welche ihrer Zeit die deutsche Bühne beherrschten. Man wußte, daß er geheimer Berichterstatter über die deutschen Zustände für Rußland sei, und er benahm sich jetzt unklug genug in seinem literarischen Wochenblatte, das in Weimar erschien, die Schrift von Stourdza für officiell und gerechtfertigt zu erklären. Dies entschied in der Seele eines jungen, fanatischen Mannes, das, Kotzebue schon länger bedrohende Schicksal. Karl Ludwig Sand aus Wunsiedel, der frömmsten und reinsten Einer unter den Burschenschaftern, der als Fahnenträger dem Wartburgfeste beigewohnt batte, eine tiefe, innige, aber unklare Natur, bald erfaßt von mystischer religiöser Schwärmerei, bald wieder in das Gegentheil umschlagend, ergriff den unglückseligen Gedanken, eine große, rettende That zu vollbringen, Deutschland von dem »Seelenvergifter« Kotzebue zu befreien.

Man muß, um sich solche Handlungen einigermaßen zu erklären, immer den Geist der Zeit mit in Anschlag bringen, so bei Ludwig Sand, wie bei Charlotte Corday, und ebenso bei Beiden die politische Unklarheit und Unreife, die sie bei ihrem entsetzlichen Vorsatze nicht einmal nach den richtigen Häuptern zielen ließ, beklagen, so daß sie, ohne es zu wollen, aus ihren Opfern, aus gemeinen und mittelmäßigen Naturen[106] Märtyrer machten. – Da hatte der Knabe Staps doch richtiger gesehen, als er einst in Schönbrunn das Messer gegen Napoleon selber erhob, und diese That war es auch, die unvergessen vor Sand's Geiste stand, wobei es bezeichnend ist, daß er schon in früher Jugend daran gedacht, ein Gleiches wie Staps zu versuchen. – Es ist bekannt, wie Sand's That durchaus nicht das Resultat einer Verschwörung gewesen, wozu man sie später gerne stempeln mochte, er hatte höchstens einen oder zwei Mitwisser, verläugnete aber standhaft einen Jeden. Seine Verbündeten, die man freilich nicht greifen konnte, waren die Stimmungen der Zeit, die sich bis zu dem Grade geltend machten, daß man lange vor Sand's That, bei einer Versammlung von jungen Leuten auf der Starkenburg an der Bergstraße im Sommer 1818, ausführlich darüber berathen konnte, ob nicht der Zweck das Mittel heilige, und ob nicht da, wo der Staat entweder nicht strafen könne oder nicht wolle, das Strafrecht des Einzelnen an die Stelle treten dürfe.

An solch abschüssiger Bahn von Rechts- und Begriffsverwirrung war man schon angekommen und mitten darauf befand sich der unglückliche Sand, als er seinen verhängnißvollen Entschluß faßte. –

Schon im Frühling 1818 kam ihm der Gedanke an den Mord; er schrieb in sein Tagebnch:

»Herr, mitunter wandelte mich heute wieder so eine wehmüthige Bangigkeit an; aber fester Wille, feste Beschäftigung löst Alles und das Vaterland schafft Freude und Tugend; unser Gottmensch Christus, unser Herr, er ist das Bild einer Menschlichkeit, die ewig schön und freudig sein muß. – Wenn ich sinne, so denke ich, es sollte doch Einer es muthig über sich nehmen, dem Kotzebue oder sonst einem solchen Landesverräther das Schwert in's Gekröse zu stoßen!«

In solch unklarer und überspannter Weise mischte er nun beständig religiöse Dinge, Vaterlandsliebe und seinen[107] finstern Mordgedanken durcheinander, bis derselbe zum Entschluß und zur Reife, unter dem Eindruck der Stourdza'schen Schrift und dem, was ihr folgte, gedieh. Am 9. März 1819 verließ er Jena, um zu Fuß nach Mannheim zu gehen, wo Kotzebue damals wohnte. Er hielt sich unterwegs öfters auf, auch in Darmstadt, wo er Freunde hatte, deren Einer ihn begleitete und ihm in der Eberstädter Tanne, auf sein Begehren, die langen blonden Haare abschnitt. Erst am 23. März 1819 kam er in Mannheim an, und ließ sich gleich bei dem Herrn v. Kotzebue, unter dem Namen Heinrichs aus Mitau, als einen Landsmann melden. Als wolle ihm das Schicksal noch einmal Zeit zum Ueberlegen gönnen, so traf es sich, daß Kotzebue ausgegangen war, und man ihn auf 5 Uhr wieder bestellte. Sand traf pünktlich ein und Kotzebue empfing ihn mit der Frage: »Sie sind aus Mitau?« Darauf trat Sand dicht auf ihn zu, zog den bereit gehaltenen Dolch aus dem linken Rockärmel und mit den Worten: »Ich rühme mich Ihrer gar nicht!« versetzte er Kotzebue mehrere Stiche in die linke Seite, dabei ausrufend: »Hier, Du Verräther des Vaterlandes!« – Wie einst Marat unter einer Frauenhand, so sank auch Kotzebue fast lautlos todt zusammen, während sein vierjähriger Knabe, der herein gekommen war, ein lautes Jammergeschrei erhob. Sand hatte nach Frankreich entfliehen wollen, das Weinen des Kindes rührte sein Gewissen und er versetzte sich zur eignen Sühne einen Stich in die Brust, als er die Treppe hinablief. Damen, die sich bei Frau von Kotzebue zu Besuch befanden, rissen das Fenster auf, und riefen auf die Straße hinab, man solle den Mörder festhalten. Da warf sich Sand vor dem sich ansammelnden Volk auf die Knie und indem er ausrief: »Hoch lebe mein deutsches Vaterland und im Volke Alle, die den Zustand der reinen Menschheit zu fördern streben!« fließ er sich den Dolch noch einmal tief in die[108] Brust, bis er darin stecken blieb. So wurde er halb verblutet, fast bis zum Tode erschöpft, verhaftet, und in das Krankenhaus gebracht, wo er durch ärztliche Pflege wieder einem traurigen Dasein zurückgegeben wurde, um bald der Gegenstand einer peinlichen Untersuchung zu werden, die um jeden Preis Mitwisser und Mitschuldige, sowie die Zweige einer tiefgehenden, weitverzweigten Verschwörung herausfinden wollte, und doch nicht finden konnte, weil Beides nicht vorhanden war. – Wie ein Donnerschlag wirkte die Nachricht von Kotzebue's Ermordung in ganz Deutschland, wo man allgemein die That an und für sich zwar verdammte, und doch fast überall, namentlich von Seiten der Jugend die Motive dafür groß und erhaben fand. Die jugendlichen Feuerköpfe erklärten offen, Sand habe nur dem Ausdruck gegeben, was in unendlich vielen Herzen lebe – dem Abscheu vor Unterdrückung der Freiheit und der Einmischung des Fremden. Der berühmte Kanzelredner de Wette schrieb einen, großes Aufsehen erregenden Trostbrief an Sand's Mutter, in welchem er die That ein schönes Zeichen der Zeit nannte, wenn man sie nach ihren sittlichen Motiven beurtheile und Görres bezeichnete die öffentliche Meinung als: Mißbilligung der Handlung, bei Billigung der Beweggründe! –

Es war in der That ein charakteristisches Zeichen von der Schwäche der deutschen Regierungen und ihrer undeutschen Gesinnungen gewesen, daß dieser Deutschrusse Jahre lang und öffentlich in russischen Diensten stehend, den Berichterstatter für seinen Hof machen durfte. Man hätte es ihm schon längst höflich verbieten müssen, und die Entrüstung in der Nation über solche Einmischung Rußlands kam Sand's That zu Gute. Aber leider kam sie auch denen zu Gute, die nur auf einen Anlaß warteten, die Reaction unverhüllt auftreten zu lassen. Als Fürst Hardenberg, gerade bei Tafel[109] sitzend, die Nachricht von Kotzebue's Ermordung empfing, war sein erstes Wort: »Nun ist die Verfassung unmöglich!« Er hatte gerade eben W. v. Humboldt zur Mitwirkung an einer solchen berufen, man hatte endlich Ernst damit machen wollen. Jetzt bemächtigten sich die Ohrenbläser und Denuncianten der ängstlichen und mißtrauischen Seele des Königs, der so wenig die Stimmung in der Nation zu beurtheilen vermochte, daß er Kotzebue in Berlin eine theatralische Todtenfeier veranstalten ließ. Aber noch schlimmer sollte Alles werden, als im Juli ein gewisser Karl Löhning, ein junger Apotheker, in Schwalbach einen mißlungnen Mordversuch auf den verhaßten nassauischen Staatsrath von Ibell machte. Diese That, noch thörichter und wahnwitziger, als die von Sand, gab nun erst recht den Ausgangspunkt zum Spüren nach einer großen, gewaltigen Verschwörung und zu demagogischen Verfolgungen, die Jahre lang währten. Ueber ein Land, wie Preußen, dessen Treue sich in der Gefahr so felsenfest erprobt hatte, wurde ein System von Verdächtigung, Auskundschaftung, Zeitungsverboten, Wegnahme von Papieren und Untersuchungen verhängt, das wahrhaft entsetzlich genannt werden muß. Ein besonders taugliches Werkzeug fand sich dafür in dem schnell zum Geheimenrath avanciren Tschoppe, der nun das Kleeblatt der Männer vollendete, Schmalz, Kamptz, Tschoppe – die für alle Zeit mit dem unauslöschlichen Haß ihrer Nation bedeckt sind! Selbst ein Gneisenau wurde jetzt mit geheimen Spionen umgeben, Arndt, der in Bonn als Professor lebte, wie auch die beiden Professoren Welker, ihrer Papiere beraubt und sie zeitweise verhaftet. Ebenso wurden Jahn, Schleiermacher, selbst Justus Gruner, der königliche Gesandte in der Schweiz mit in die Untersuchung gezogen und ihnen ihre Papiere weggenommen. Sogar an Stein und Gagern wagte sich der Verdacht, und Hardenberg's Diener, sowie nahe Freunde des Ministers [110] Dorow, Varnhagen u. A. waren nicht sicher. Görres floh vor der drohenden Verhaftung nach Baiern, Jahn wurde gegriffen und nach Küstrin in scharfe Festungshaft gebracht, Follen und Mühlenfels, die man auch verhaftet hatte, in der Berliner Hausvogtei eingekerkert. –

Kaiser Franz lud unverweilt, im Verein mit Preußen, alle deutschen Minister zu einer Conferenz nach Karlsbad ein, um zu berathen, wie man der demagogischen Schlange am besten den Kopf zertreten könne. Von dort ergingen dann die berüchtigten Karlsbader Beschlüsse, welche vorerst strenge Beaufsichtigung der Universitäten und ihrer Lehrer durch besondere Commissäre verfügten, also die Lehrfreiheit vollständig aufhoben, sowie auch alle studentischen Verbindungen auflösten. Weiter wurde strenge Censur verhängt über alle Zeitungen, Flugschriften und Bücher, die unter 20 Bogen stark waren, und endlich die Einsetzung jener fluchwürdigen Centraluntersuchungs-Commission beschlossen, die in Mainz ihren Sitz erhielt, berüchtigt und gefürchtet unter dem Namen »der schwarzen Kammer«. Von da aus, wie eine Spinne ihre Fäden über ganz Deutschland ausbreitend, hat sie unzählige Unschuldige verfolgt, unzählige Thränen erpreßt und eine Reihe von staatsverbrecherischen Unthaten erfunden, die niemals existirt hatten. –

Aus Metternich's Geist, dem Gentz die Feder geliehen, waren diese traurigen Beschlüsse geflossen, die man nun dem Bundestag vorlegte, der sie unterwürfigst bestätigte. Unbeschreiblich war der Eindruck, den dieses Vorgehen in Deutschland hervorrief; Vater Blücher sollte zu seinem Glück ein solches Ende nicht mehr erleben, er starb in jenen trüben Tagen, aber tief empört, und unter dem Beifall des Staatsministeriums erhob sich jetzt Wilhelm von Humboldt gegen solche Verletzungen des Rechts, gegen solche inquisitorischen Beschlüsse; vergebens – er konnte nichts thun, als nach diesen[111] Vorgängen seine eigne Ehre retten, für immer aus dem Staatsleben ausscheiden, und die Pension als Staatsminister ausschlagen. Gneisenau ging auf seine Güter, Niebuhr und Stein waren von Grimm und tiefem Schmerze erfüllt. Der Letztere wandte nun sein ganzes Interesse jener Gesellschaft für deutsche Geschichtschreibung zu, die er mit so großem Eifer gegründet, indem er eine Reihe der namhaftesten Gelehrten gewonnen hatte, um die alten Geschichtsquellen unseres Vaterlandes, die Chroniken, Urkunden, Kaiserbriefe u.s.w. herauszugeben. Was er damit bezweckte, hören wir am Besten aus seinem eignen Munde: »Näheres Nachdenken überzeugt mich immer mehr von den wohltätigen Folgen der Belebung und Verbreitung der Liebe zur vaterländischen Geschichte, mit derem Innern man doch nur durch das Lesen der Zeitgenossen bekannt wird, und deren Inhalt wieder zur Erzeugung und Befestigung der Anhänglichkeit an das Volk, dem man angehört, kräftig beiträgt.« –

Möchten wir uns doch Alle und wir Frauen insbesondere, diese goldnen Worte täglich gesagt sein lassen, und uns mit jener vollen Wärme für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unsres schönen Vaterlandes interessiren, die es so wohl verdient. –

Das ganze Unternehmen stand unter dem Schutz und der Leitung eines Directoriums, in welchem vier Bundesgesandte vertreten waren, aber während Stein jetzt in ihm Trost für die letzten bittren Erfahrungen suchte, wurde auch dieses Werk durch dieselben beeinträchtigt. Die Professoren Dahlmann und Falk aus Kiel sagten ihre Mitwirkung dabei auf, weil der Bundestag den drakonischen Karlsbader Beschlüssen zugestimmt hatte; sie wollten mit solchen Männern nichts mehr zu thun haben. Dahlmann schrieb an den Secretär der Gesellschaft: »Meine Hoffnung ist dahin, daß unter solcher Leitung und unter solchem Schutze, nach solchen Vorgängen[112] ein Gedeihen für die Wissenschaften aus dem an sich preiswürdigsten Unternehmen erwachsen könne.« –

Als sich dann Stein selbst an ihn wandte, um sei nen Entschluß zu erschüttern, antwortete Dahlmann dem von ihm sonst so hochverehrten Staatsmann die mannhaften Worte: »Unsere Verhältnisse dürfen, soviel ich sehe, nicht diplomatisch zerstückelt, sie müssen bürgerlich ehrlich und offen sein, und wußten wir es nicht sonst, so haben die letzten Ereignisse es uns gelehrt, daß uns unser guter Name noch mehr werth sein müsse, als ein wissenschaftliches Unternehmen!« –

Dasselbe wurde dennoch, wenn auch nicht mehr mit der ersten Freudigkeit fortgesetzt, und in der Person des Gelehrten Pertz, des späteren Biographen Stein's, ein trefflicher Herausgeber gefunden, der die gesammelten Quellen unter dem Namen Monumenta Germaniae historica edirte. –

Mit den vorhin geschilderten Vorgängen war der Bruch zwischen der Nation und ihren verschiednen Regierungen vollendet: den Reigen der Strafen und Verfolgungen eröffnete der unglückliche Sand, der, nachdem man mühsam das fliehende Leben festgehalten, am 30. Mai 1820 in Mannheim hingerichtet wurde, eine Maßregel, die das Gegentheil von dem erreichte, was man bezweckte, und die dem schwärmerischen Jüngling, mit den schönen mädchenhaften Zügen, den blonden Locken, dessen Bildniß Jedermann haben wollte, die Märtyrerkrone nun vollends auf das Haupt drückte. Er selbst betrachtete seine Hinrichtung als eine nothwendige Sühne, die dem Gesetz dargebracht werden mußte und ging dem Tode ohne Reue und mit männlicher Stärke entgegen. – Viele Meilen weit, und von allen Seiten zogen die Menschen heran, dem Schauspiele in Mannheim beizuwohnen, und man hielt es darum für gerathen, die Hinrichtung einige Stunden früher vorzunehmen, als bestimmt gewesen; doch war auch noch in der früheren Stunde das Schaffot dicht mit Truppen besetzt.[113] Ganz Mannheim trauerte ob des Actes, der sich innerhalb der Stadt vorbereitete; Fenster und Häuser hielt man als Zeichen der Trauer dicht verschlossen, dennoch wogte schon eine große Menschenmenge auf der Richtstätte, als Sand erschien. Er wollte zu dem versammelten Volke sprechen, was ihm jedoch nicht gestattet wurde, und mit den Worten des Dichters: »Alles Irdische ist vollendet, und das Himmlische geht auf!« machte er sich jetzt bereit, den tödtlichen Streich zu empfangen, während es noch zuletzt vernehmlich von seinen Lippen bebte:

»Ich sterbe in der Kraft meines Gottes!« – Ein lautes Schluchzen, das zum Himmel hinauf tönte, begleitete seine letzte Minute, dann stürzte man sich nach dem Schaffot, um ohne Unterschied des Standes und Geschlechts, die Taschentücher zum Angedenken in sein rinnendes Blut zu tauchen. Mit den Haaren Sand's, mit Splittern von dem Blutgerüste, wurde förmlich Handel getrieben, und man trug diese Reliquien als Heiligthümer in Medaillons und in Ringen. Seinen Richtstuhl nahm später ein politisch Verbannter, nachdem er ihn Jahre lang bei sich aufbewahrt, mit über das Meer nach Amerika. –

Bis in die Tiefe des deutschen Hauses, des deutschen Familienlebens aber drang dieser Zwiespalt, der sich dergestalt zwischen den Empfindungen des Volks und den Regierungen kund gab, ein; noch nach Jahren priesen feurige Jünglinge Sand's That als herrlich und edel, während besorgte Väter und weinende Mütter, für ihre Lieblinge Aehnliches fürchtend, vergebens die Stimme der Warnung oder der Drohung erhoben! –[114]

Quelle:
Luise Büchner: Deutsche Geschichte von 1815 bis 1870. Leipzig 1875, S. 88-115.
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