[153] Ein Gegenstück zu Claudius Romanze Phidile
Ich war wohl recht ein Springinsfeld,
In meinen Jünglingstagen;
Und that nichts lieber auf der Welt,
Als reiten, fischen, jagen.
Einst zogen meine Streiferei'n –
Weiß nicht, auf welche Weise?
Doch war es recht, als sollt' es sein, –
Mich ab von meinem Gleise.
Da sah ich über'n grünen Zaun,
Im lichten Frühlingsgarten,
Ein Mädchen, rosicht anzuschaun,
Der Schwesterblumen warten.
Ein Mädchen, so von Angesicht,
Von Stirn und Augenstrahlen,
Von Wuchs und Wesen, läßt sich nicht
Beschreiben und nicht malen.
Ich freundlich hin, sie freundlich her,
Wir mußten beid' uns grüßen,
Wir fragten nicht, wohin? woher?
Noch minder, wie wir hießen?
Sie schmückte grün und rot den Hut,
Brach Früchte mir vom Stengel;
Und war so lieblich, war so gut,
So himmlisch, wie ein Engel!
Doch wußt' ich nicht, was tief aus mir
So seufzte, so erlebte,
Und, unter Druck und Küssen, ihr
Was vorzuweinen strebte.
Ich konnte weder her noch hin,
Nicht weg, noch zu ihr kommen;
Auch lag's nicht anders mir im Sinn,
Als wär mir was genommen.
Mich dünkt' ich hatt' ihr tausendviel,
Weiß Gott all' was? zu sagen:
Doch konnt' ich, welch ein Zauberspiel!
Nicht eine Sylbe wagen.
[153]
Sie fragt' in heller Unschuld: Was?
Was ich wohl von ihr wollte?
Ach Liebe! rief ich, als mir's naß
Von beiden Wangen rollte.
Sie aber schlug den dunkeln Blick
Zum schönen Busen nieder,
Und ich verschüchtert floh zurück,
Und fand sie noch nicht wieder! –
Wie konnte wohl dies Eine Wort,
Dies Wörtchen sie betrüben? –
O blöder Junge! wärst du dort,
Wärst du doch dort geblieben!
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