14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau.

[57] In dem bei dem Dorfe Warthau, zwischen Bunzlau und dem Gröditzberg gelegen, befindlichen Steinbruche, steht, in waldigter, tiefer Gegend, eine mächtige Braupfanne, aus einem großen Granit gehauen. Das Volk erzählt: einst war zu Warthau ein Steinmetz, der durch liederliche Streiche sich die Strafe zuzog, daß ihm anbefohlen ward, aus einem mächtig großen Felsstück, in einer ihm vorgeschriebenen Frist, einen viereckigten Trog zu hauen.[57]

Liederlich, wie er war, verging ihm ein Tag nach dem andern im Jubel und Freude, aber der Arbeit gedachte er nicht. Endlich nahte der bestimmte Tag, nur eine Nacht noch war dazwischen, und eine bedeutende Strafe muß auf der Nichtvollendung gestanden haben, denn eine mächtige Angst ergriff ihn. In dieser Noth rief er den Teufel zu seinem Beistande an, und dieser, der schon lange seiner Seele nachgetrachtet hatte, versäumte nicht, dem Rufenden zu erscheinen. Gern war er hülfreich und am andern Morgen stand die Braupfanne nicht allein viereckigt, nein, auch mit einem weit ausgeschweiften Kropfe da und noch zwölf kleinere Kübel waren umher gestellt. Die Herbeieilenden fanden aber den Werkmeister nicht; denn der Teufel hatte seine Seele sogleich mit hinweggeführt, aber im Forste umher fand man die zerstückten Gliedmaßen des Zerrissenen.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 57-58.
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