46. Das Wunderblut zu Belitz.

[199] Im tausend zweihundert und sieben und vierzigsten ward das Wunderblut zu Belitz gefunden und auch in selbigem Jahre heilig bestätiget. Etliche Juden hatten mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sakrament gehen, ihren Gott im Munde empfahen, aus dem Munde, hinter dem Altae, in die Schürze fallen lassen und ihnen zubringen sollte, so wollten sie ihr ein genanntes Geld dafür geben. Da solches geschehen, haben die Juden die geweihete Hostie, dem Herrn Christo zu Unehren, gemartert, zerhauen und gestochen, die auch sogleich angefangen zu bluten. Darauf, als sich die Juden gefürchtet, es möchte offenbar werden, und ihnen solche That übel bekommen, haben sie die Hostie der Magd wieder gebracht, auch dieselbe gebeten und ihr Geld gegeben, daß sie dieselbe angenommen und im Hause unter das Dach versteckt hat.

Daselbst haben hernach die Stadtwächter viel Lichter und Kerzlein gesehen und haben's den Herren[199] angezeigt, welche in der Haussuchung die Hostie gefunden, die Thäterin ausgekundschaft, dieselbe auch mit allen Juden, auf die sie bekannt, gefänglich eingezogen und sämmtlich auf einem Berge vor dem Mühlenthore, nicht weit von der Stadt und vom Dorfe Schönfeld, welcher noch bis auf den heutigen Tag der Judenberg genannt wird, verbrannt. Die Hostie aber hat man in einer herrlichen Prozession, mit vieler Pracht und großen Klagen, Gebeten und Verneigungen in die Kirche getragen und an einen besonderen Ort gesetzt.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 199-200.
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