53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe.

[208] Im Schlosse Loys war lange ein Poltergeist, der friedlich umherging und den man dadurch in gutem[208] Muthe zu erhalten suchte, daß man ihm einen Topf mit Milch des Abends hinsetzte, den er nächtlich verzehrte. Ein näschiger Küchenbube aber beneidete dem Geist diese angenehme Speise und trank sie eines Abends aus, das leere Gefäß dem Kobold lassend. Als dieser sein Milchnäpfchen leer fand, erzürnete er heftig, ergriff den frechen Thäter, zerriß ihn, hackte ihn in kleine Stücke und steckte ihn in einen irdenen Topf. Lange Zeit ward noch der Topf gezeigt, in den der Kobold die Glieder des Ermordeten gesteckt hatte.

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Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 208-209.
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