64. Die Zwerghöhlen.

[314] Man findet zwischen Elbingerode und dem Rübelande auch Höhlen, welche die Zwerglöcher heißen, wovon etliche halten, daß vor Alters in allen diesen Höhlen Zwerge gewohnt haben. Sie erzeigten den Einwohnern von Elbingerode alles Gutes; denn wenn daselbst Hochzeiten vorgefallen, so gingen die Aeltern oder Anverwandten der Verlobten nach solchen Höhlen und verlangten von den Zwergen messingene und kupferne Kessel, eherne Töpfe, zinnerne Schüsseln und Teller, auch anderes nöthiges Tisch- und Küchengeschirr, welches sie auch alsobald bekommen, wenn sie nur ein wenig zurückgegangen, indem von den Zwergen gleich darauf die verlangten Sachen vor den Eingang der Höhle gesetzt worden, da alsdann diejenigen, so[314] solches begehrt, sich wieder hinzu gemachet und dasselbe abgeholt haben.

Wenn nun die Hochzeit vorbei gewesen, hat man alles Geborgete wieder dahin gebracht und zur Dankbarkeit etwas Speise dabei gesetzt.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 314-315.
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